März 1920: Zwölf Millionen Arbeiter stoppten die Kapp-Lüttwitz-Putschisten mit einem Generalstreik – Denkmäler, Literatur und Filme erinnern daran und mahnen
Gerd Schumann
Der deutsche Kaiser Wilhelm II. (1859−1941) hatte sich im November 1918 in die Niederlande abgesetzt. Die Republik war ausgerufen. Nein, nicht die sozialistische, aber immerhin standen die Zeichen auf gesellschaftlichen Wandel, oder nicht? Jedenfalls sollte der bereits renommierte Autor Kurt Tucholsky (1890−1935) unter dem Pseudonym »Ignaz Wrobel« am 25. März 1920 in der Weltbühne analysieren, dass die SPD-geführte Regierung den Aufmarsch der sich formierenden Konterrevolution schlichtweg verpennt habe: »Sechzehn Monate Nichtstun haben sich gerächt: Am dreizehnten März 1920 hielten die deutschen Militaristen ihre Stunde für gekommen und packten zu. Der Fang entglitt ihnen – merkwürdigerweise.«
Coupletsänger Otto Reutter fasste die zwiespältige Lage, in die sich große Teile Nachkriegsdeutschlands versetzt sahen, in Text und Musik. Sein Gassenhauer fegte die Überreste der im Januar 1919 zusammengeschossenen Revolution von der Bildfläche, und die von ihm beschriebene Realität klang so bitterböse alternativ-los: »Und ist alles teuer, dann murre nicht/ Und holt man die Steuer, dann knurre nicht/ Und nimmt man dir alles, dann klage nicht/ Und kriegst du den Dalles [berlinerisch: Rappel], verzage nicht/ Nur der, der nichts hat, ist glücklich und frei/ Und in fünfzig Jahren ist alles vorbei.«
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Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2019, erhältlich ab dem 13. September 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.