Ein Neonazi-Militärmodelabel fährt mit dem Ukraine-Krieg gigantische Profite ein – dank Präsident Selenskij
Gerhardt Fock
Im Mai 2023 besuchte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij Rom und traf sich mit dem Papst und Giorgia Meloni, der neofaschistischen Ministerpräsidentin Italiens. Zu beiden Anlässen trug er ein Sweatshirt mit dem ukrainisch-nationalistischen Symbol eines Schwertes in einem Dreizack auf Brust und Ärmeln. Dabei handelt es sich um eine Abwandlung des Schwert-im-Dreizack-Symbols der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), die am »Holocaust durch Kugeln« im Zweiten Weltkrieg in der von Hitlerdeutschland besetzten Ukraine beteiligt war, und des Rechten Sektors, einer von Neonazis getragenen Bewegung, die eine Brigade in der ukrainischen Armee hat. Das gleiche Sweatshirt hatte Selenskij bereits bei dem Besuch des US-Präsidenten Joseph Biden im Februar in Kiew getragen.
Als Selenskij bei seiner Ankunft zum diesjährigen G7-Gipfel in Hiroshima aus einem französischen Regierungsflugzeug stieg, trug er eine seiner charakteristischen Fleecejacken von M-Tac, der nach eigenen Angaben »größten und leistungsstärksten Marke für taktische Bekleidung und Ausrüstung der Militärindustrie in der Ukraine«, die mit dem Slogan »Von der Revolution geboren, vom Krieg abgehärtet« für sich wirbt. Laut Business Insider hat der Präsident die Kleidung von M-Tac »durch den Konflikt in seinem Land populär gemacht«. Auf seiner Internetseite lädt M-Tac Besucher ein, »Selenskijs Look zu kaufen«.
Militarist, die Firma hinter dem 2014 gegründeten M-Tac-Label, ist wahrscheinlich mittlerweile das größte Neonazi-Unternehmen der Welt. »Ich werde auch den Tag des Holocausts feiern. Frohe Feiertage für alle!« erklärte der Urheber und Eigentümer, Alexander Karasew, zum Internationalen Holocaust-Gedenktag 2017. Karasew ist unbestreitbar ein Neonazi. Einige Wochen später postete er in den sozialen Medien eine Hommage an Adolf Hitler und wünschte dem »besten Politiker der Welt und wunderbaren Menschen« alles Gute zum Geburtstag. Im Jahr 2021 feierte Karasew auf Facebook 30 Jahre ukrainische Unabhängigkeit mit einem Nazi-Gruß.
M-Tac verkauft auch »Moral Patches«, etwa mit dem Schwarze-Sonne-Nazi-Symbol im Hintergrund oder mit einem Kolowrat, dem slawischen Hakenkreuz – darunter eines mit der Aufschrift »Unser Land, unsere Traditionen« in Englisch. Einige der Patches kann man bei Amazon bestellen. Vor M-Tac hatte Militarist eine »Nazi-Girl«-Produktlinie mit T-Shirts, auf denen sich Aufschriften wie »Panzer-Prinzessin« und »MG-42-Mama« fanden. Im Onlineshop werden auch Produkte von ukrainischen Neonazi-Marken wie SvaStone und R3ICH angeboten. Der Eigentümer von SvaStone, dessen Name und Logo auf das Hakenkreuz anspielt, ist ein Anführer des Rechten Sektors und Kopf von Sokyra Peruna, einer ukrainischen Hatecore-Band, die mit Liedern wie »Six Million Words of Lies« Holocaust-Leugnung betreibt. Militarist hat 2020 mindestens eines ihrer Musikvideos gesponsert.
Militarist-Chef Alexander Karasew ist auch ein wichtiger Unterstützer der Asow-Bewegung, die mit der deutschen Neonazi-Partei Der III. Weg verbündet ist. Andrij Bilezkij, der Gründer und Führer von Asow, sagt, ihr hilfreichster Sponsor sei »Alex, der Besitzer des wunderbaren Netzwerks Militarist, wo sich die Hälfte der ukrainischen Armee einkleidet«. Einige Wochen später nannte Bilezkij Militarist als eines der Unternehmen, »die sowohl der Front als auch der politischen Partei [Nationales Korps] irgendwie helfen, worum ich sie bitte«. Militarist sei »ein perfektes Beispiel für ein ehrliches und erfolgreiches ukrainisches Unternehmen«. Karasew dementierte zwar daraufhin, dass es die Asow-Bewegung finanziell fördert, räumte aber ein, dass »die Mehrheit der Mitarbeiter […] die Aktionen der politischen Partei Nationales Korps und ihres Führers Andrij Bilezkij unterstützt!«
Militarist und M-Tac propagieren die Ideologie von Neonazis und anderen rechtsextremen Nationalisten in den sozialen Medien vor allem durch die Reklame für Ausrüstung und Kleidung, die sie vermarkten. Eines der Topmodels von M-Tac, das zuvor mit SvaStone und R3ICH zusammengearbeitet hatte, postete auf Instagram ein Bild von sich, auf dem es ein T-Shirt mit der Aufschrift »Terror Machine« trägt und den Nazi-Gruß zeigt. Das Model betont, dass Alexander Karasew sich »mehr um mich gekümmert hat als mein eigener Vater«.
Als der damalige britische Premierminister Boris Johnson im April 2022 einen Überraschungsbesuch in Kiew abstattete, offenbar um ein zaghaftes Friedensabkommen zu verhindern, begrüßte der ukrainische Präsident ihn in einer seiner M-Tac-Fleecejacken – kurz nachdem er dem ukrainischen Volk verkündet hatte, dass Tapferkeit »unser Markenzeichen« sei. Einen Monat später wurde Selenskijs »ikonisches« Kleidungsstück bei einer Londoner Auktion für umgerechnet rund 95.000 Euro versteigert, nachdem Johnson interveniert und »viel höhere Gebote« gefordert hatte. Im vergangenen Jahr trat Selenskij auf mehreren Tech-Festivals in Europa als Hologramm auf und trug dabei ein »Star Wars«-T-Shirt von M-Tac. Es gab eine Menge Spott im Internet über die scheinbar unprofessionelle Auswahl seiner Kleidung. Aber die unterschwellige Reminiszenz an die Nazis auf seinem Shirt, das die »dunkle Seite« beim triumphalen Sieg über einen sowjetischen Kosmonauten zeigt, blieb weitgehend unbeachtet. »Komm auf die dunkle Seite!« steht darauf in Englisch geschrieben. »Beherrsche oder stirb.«
Das Unternehmen rühmt sich damit, dass seine Mode »sowohl von Soldaten in den Schützengräben als auch von politischen Führern des Staates getragen wird«. 2022 soll sich der Umsatz von M-Tac gegenüber dem Vorjahr verdreifacht und rund 150 Millionen Euro betragen haben. Für die ukrainischen Faschisten boomt das Geschäft – weltweit. Nicht zuletzt mit propagandistischer Schützenhilfe vom westlichen Medienestablishment. So feiert die Neue Zürcher Zeitung den »kometenhaften Aufstieg« von Militarist und verklärt ihren Neonazi-Chef zum »Designer des Widerstands«.
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