
»Die Anstalt«, 8.3.2022; sowjetische Kriegsgefangene in Charkow, 1942; Michael Douglas, Annual Screen Actors Awards, 27.2.2022 (v.l.)
Fotos (Montage): Picture Alliance / ZB / Berliner Verlag / Archiv, Imago / Javier Rojas / Zuma, Screenshot: Die Anstalt via ZDF
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen
Susann Witt-Stahl
Atombombenstimmung sollte aufkommen auf dem Bebelplatz am 6. März in Berlin. Und so war Yuriy Gurzhy intensiv bemüht, sie anzuheizen. Wenn er nicht gerade an einer Kompilation mit Nationalisten aus seinem Heimatland arbeitet, die der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) – Kollaborateuren Hitlerdeutschlands im Zweiten Weltkrieg – huldigen, ist der Ukrainer Sänger und Gitarrist der keineswegs linken Band Rotfront. Gurzhy versuchte, die Teilnehmer der Kundgebung »Für eure und für unsere Freiheit« – initiiert von Gerd Koenen, Claus Leggewie und anderen Publizisten und gefördert vom Zentrum Liberale Moderne der grünen Neocons Marieluise Beck und Ralf Fücks – zu einem Call and Response zu animieren: »Russki korabl (Russisches Schiff) …!« schmetterte er zu stumpfem Discosound den ersten Teil eines Satzes dem Publikum entgegen, das mit dem zweiten Teil »… idi na chui (… fick dich)!« antworten sollte. Dieses Zitat stammt angeblich von einem der auf der Schlangeninsel im Schwarzen Meer stationierten ukrainischen Soldaten, die laut Propaganda der Kiewer Regierung am ersten Tag des russischen Angriffs lieber den Heldentod gestorben sein sollen, als sich zu ergeben (wie selbst die ukrainische Flotte bestätigte, sind in Wahrheit alle am Leben und in russische Gefangenschaft gegangen). Die wichtigste Botschaft stimmte Gurzhy einige Takte später an: »Flugverbotszone jetzt!« – objektiv eine Beschwörung des dritten Weltkriegs. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2022, erhältlich ab dem 1. April 2022 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Ähnliche Artikel:
