Gegen die Banalität des Nackten
Olaf Brühl
Selbstbewusstsein und Lust an sich sind Aspekte einer Freiheit, die mit der Freikörperkultur an den Badestränden der DDR nur den natürlichen Ausdruck dessen augenfällig erfahrbar machte, was im Alltag ohnehin herrschte. Das heutige Duckmäusertum gegenüber Chefs angesichts einer allgegenwärtigen Existenzangst fand in den Kollektiven der volkseigenen Betriebe solcherart keinen Raum, Statusgehabe schon gar nicht. Durch die Realitäten der Deutschen Demokratischen Republik wehte eine (juristisch verbriefte) Freiheit und Sinnlichkeit, von der BRD-Spießer mit ihren Pornos, Diözesen, Jobcentern und Puffs nur träumen können. Aber wie soll man der jetzt verordneten und täglich über alle Kanäle verbreiteten Sicht entgegenwirken und vermitteln, welche diversen Faktoren den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft kulturell bedingten? Wo doch deren antikommunistisch angloamerikanisierter NATO-Nachbar – dem Kommerz unterworfen – sich Jahrzehnte mit aller Kraft mühte, die DDR zu Fall zu bringen?! Eine Republik, errichtet auf den Trümmern eines einst christlichen Landes, in dem zuletzt der Faschismus geherrscht hatte, das zerbombt und schließlich befreit wurde von einer sozialistischen Sowjetunion mit orthodoxen, muslimischen, atheistischen und dazu leninistischen Traditionen?! Um Klassenbewusstsein dreht es sich sehr wohl.
Weder konflikt- noch widerspruchslos
Gab es keine Streitigkeiten mit den SED-Bezirksleitungen, etwa wegen der großen Volksbühnenspektakel mit derbdreisten Stücken von Hans Sachs, mit den Antiken, mit Hacks, mit Müller, den Volksliederabenden oder dem »Furz«? …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2021, erhältlich ab dem 18. Juni 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.