
Foto: Reuters / Annegret Hilse
Je weniger Anlass es zur Freude über den Untergang der DDR gibt, desto mehr wird gefeiert – ein Streifzug durch die siegesbesoffene Partygemeinde von Medien, Kultur und Politik
Raoul Wilsterer
Zum 30. Jahrestag der Besiegelung seines Schicksals wurde in diesem Jahr eines inzwischen historischen, weitgehend abgerissenen Bauwerks gedacht: der Mauer »mit ihren schmucken Türmen, festen Toren/ Ich glaub, ich hab mein Herz an sie verloren«. So dichtete einst Peter Hacks. Doch stand das Jubiläum nicht im Zeichen der Nachdenktradition des linken Schriftstellers, die einer klassenlosen Gesellschaft und dem Weg dorthin gewidmet ist, sondern wurde auf dem gewohnten John-Wayne-Niveau begangen: Das Gute siegt über das Böse. Und das muss gefeiert werden, bis der Mann mit dem Hammer kommt.
Die wichtigste Anleitung, ausgesprochen oder nicht, lautete: auf jeden Fall die dunklen Wolken ignorieren, die nach dem 9. November 1989 aufgezogen sind! Das Motto, frei nach Nina Hagen: keine Reflexion, zu gar nichts. So viel zum Anspruch. Die Frage allerdings, ob die Partyfraktion mit ihrem Jubel über das Ereignis ihr Ziel erreicht hat, Geschichte in ihrem Siegersinn zu nutzen und sie zudem den jüngeren Generationen näherzubringen, lässt sich mit einem klaren Nein beantworten. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2020, erhältlich ab dem 13. Dezember 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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