Über das Körpermotiv bei Roger Waters
Felix Klopotek
Wenn er Gott gewesen wäre, hebt Roger Waters an, dann wären seine Venen im Gesicht widerstandsfähiger gegen Alkohol – und weniger anfällig für Alterung. Es waren nach 25 Jahren die ersten neuen Zeilen, die er gesungen hat. Sein Comeback-Album »Is This the Life We Really Want?« erschien 2017 und wurde sofort als der wichtige Kommentar zum Zeitgeist unserer Gegenwart erkannt, der er tatsächlich ist.
Nur ein, zwei Jahre zuvor war Waters noch ein Rockrentner – sein Lebenswerk, seine 18 Jahre mit Pink Floyd, hatte er da schon lange unter immer pompöseren Inszenierungen begraben. »The Wall Live« hieß die Tour, mit der er zwischen 2010 und 2013 durch die Stadien dieser Welt gezogen war – Rockoper und Filminszenierung zugleich, eine groteske Überhöhung eines Werkes, das bereits überambitioniert ist. Aber dann kam Trump, und Waters hat in wenigen Wochen jahrelang liegengebliebenes Material wieder aufgegriffen, hat getextet, arrangiert, seine musikalische Biografie nach Stimmen und Stimmungen durchmustert, die er gegen den Terror des Trump-Gebrülls und des vielleicht niemals alternden Imperialismus in Anschlag bringen könnte. Ihm gelang, was ihm viele Jahre nicht gelungen war: »Is This the Life We Really Want?« wurde ein großer Erfolg, gerade weil es ein radikales politisches Statement mitten im Mainstream ist.
Allerdings fängt der erste Song des Albums nicht gerade politisch an. Waters redet über sich, über seinen körperlichen Verfall, von seinem schlaffen Fleisch; aus der Regenbogenpresse wissen wir, dass er sich kurz vor den Arbeiten am Album von seiner 20 Jahre jüngeren Frau scheiden ließ (oder sie sich von ihm). …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2021, erhältlich ab dem 18. Juni 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.