
Perfektionierter Körperkult – Dreharbeiten für einen Nike-Werbespot mit dem SV Werder Bremen, 2009
Foto: Imago Sportfotodienst
Der Neue Materialismus und die kapitalistische Fetischisierung des Körpers
Julie P. Torrant
Der gegenwärtig sehr einflussreiche Neue Materialismus steht beispielhaft für das zeitgenössische bürgerliche Denken. Diese auf den Ideen von Theoretikerinnen wie Donna Haraway und Rosi Braidotti basierende Theorieströmung reduziert Materialismus auf einen »Materieismus«, bei dem der Körper lediglich Fleisch ist und Fleisch ein sich selbst regulierendes Objekt – ein »An-sich«. Man könnte auch von einem »leiblichen Körper« sprechen. Tatsächlich steht Fleisch aber in Beziehung zu den gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen. Die Vorstellung des Neuen Materialismus von Fleisch als Objekt ontologisiert die Bedingungen, in denen das Arbeitsverhältnis der Menschen als »Verhältnis von Dingen« (Marx) erscheint, und naturalisiert den Körper in Warenbeziehungen. Seine »Behinderung« wird in dieser Hinsicht zu einem Objekt ohne jede Beziehung – ganz so, wie der bekannte Philosoph und Verfechter der »objektorientierten« Ontologie, Graham Harman, die »realen Objekte als nichtrelational« bestimmt.
Die Theorien des Neuen Materialismus verwandeln ihren Untersuchungsgegenstand in eine Form geistigen Körpers. Ob er als »Diskurs« verstanden wird oder, wie es Jane Bennett, die Erfinderin des »vitalen Materialismus«, ausdrückt, als »schöpferische Materialität« mit immanenten »Tendenzen und Neigungen«: Das bürgerliche Denken geht von einem objektiven Idealismus aus, der den Körper von seinen Verbindungen zur Geschichte und den sozialen Produktionsverhältnissen abstrahiert. …
Übersetzung: Bastian Tebarth
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2021, erhältlich ab dem 18. Juni 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.