»Conceptual Art« und die Entmaterialisierung des Schöpfungsakts
Moshe Zuckermann
Als eine der radikalsten Entwicklungen der Formüberbietung in der westlichen Kunstmoderne darf die Heraufkunft und Verbreitung der Konzeptkunst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts angesehen werden. Ihre Radikalität geht in der Tat an die Wurzel. Denn wie immer entschieden sich das Postulat der Formüberbietung in den unterschiedlichen Kunstbereichen des 19. und 20. Jahrhunderts auch auswirkte, so hat es doch nie das Paradigma der Form verlassen, vor allem nicht die Bestrebung aufgegeben, sie in ein materiell erfassbares Kunstobjekt umzusetzen. Es ist nun dieses Wesensmerkmal der Kunstpraxis, gegen das sich die Konzeptkunst erhob, als sie begann, ein Grundprinzip der bildenden Kunst zu untergraben: das ihrer Visualität.
Die Subversion geht ans Eingemachte: Die dem Kunstwerk zugrundeliegende Idee, ihr begriffliches Konzept – daher der ursprüngliche englische Name »Conceptual Art« – soll nicht weniger als seine materielle Verwirklichung ersetzen – und zwar nicht etwa, weil es an Finanzierungsmitteln oder technischen Möglichkeiten mangelt, um ein Objekt herzustellen, sondern weil nunmehr die Idee als ebenbürtig für ihre Verwirklichung erachtet wird. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2021, erhältlich ab dem 18. Juni 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.