Postpunk und die große Verweigerung des neoliberalen Wahnsinns
Alexander Billet
Etwa ein Jahr vor seinem Tod schrieb Mark Fisher einen Artikel über die Postpunk-Band The Pop Group. Anlass war die Wiederveröffentlichung ihres zweiten Albums »For How Much Longer Do We Tolerate Mass Murder?« aus dem Jahr 1980. Überschrieben hatte der bekannte britische Popkulturkritiker seinen Beitrag mit »The Great Refusal« (Die große Verweigerung). »Während die herrschende Ideologie danach strebte, Schinderei und Ausbeutung zu naturalisieren, versuchte The Pop Group das Gegen- teil« – nämlich »das Leid und die systemische Gewalt in die vordersten Regionen des Bewusstseins zu katapultieren«, so seine Analyse des gesellschaftskritischen Gehalts des Albums. Um die Menschen aus der ideologischen Trance aufzurütteln, die sie die Ungerechtigkeit als unvermeidlich hinnehmen lässt, setzte die Band gezielt psychologische Strategien ein. »Sie verkörperte die Weigerung, die Exzesse des globalen Kapitalismus als etwas anderes als wahnsinnig zu begreifen«, hob Fisher hervor. »Mark Stewarts Gesang funktionierte dabei wie eine Störung.«
Als das Album erschien, hatte die Durchsetzung der neoliberalen Agenda in den westlichen Industrienationen bereits begonnen. In Großbritannien war Margaret Thatcher im Frühjahr 1979 zur Premierministerin gewählt worden, und in den USA war Ronald Reagan auf dem besten Weg, die Präsidentschaftswahl für sich zu entscheiden.
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Übersetzung: Bastian Tebarth
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2021, erhältlich ab dem 19. März 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.