Bogdanows Naturbeherrschungsutopie »Der rote Planet« erhellt die ökologischen Verwerfungen der frühen Sowjetunion
Paul Horn & Maria Schiller
Der 27-jährige Revolutionär und Wissenschaftler Leonid ist auf dem Weg zum Mars. Dort hat eine mensch-liche Zivilisation den Sozialismus bereits verwirklicht. Der Weltraumreisende, der die Verbindung zwischen Erde und Mars herstellen soll, zeigt sich begeistert von den technischen und sozialen Errungenschaften auf dem fernen Himmelskörper. Leonid ist die Hauptfigur in dem Roman »Krasnaja Swesda« (Der rote Planet) von Alexander Aleksandrowitsch Bogdanow, der 1908 erschien. Der Arzt, Wissenschaftler und bolschewistische Funktionär sah im Fehlen sozialistischer Zukunftsvisionen einen Grund für das Scheitern der russischen Revolution 1905–06. Mit der Konkretisierung einer Utopie in Romanform wollte er Abhilfe schaffen und seinen Lesern vor Augen führen, wie man in der erkämpften besseren Zukunft leben würde.
Bogdanow gilt es aber nicht nur als bolschewistischen Utopisten und Science-Fiction-Autor des frühen 20. Jahrhunderts zu lesen. »Der rote Planet« und auch der 1913 folgende Roman »Ingenieur Menni« sind darüber hinaus faszinierende Kapitel sozialistischer Ökologie-Geschichte. Denn zwar hat man die Katastrophen und blutigen Konflikte der Erde in der Gesellschaft auf dem Mars hinter sich gelassen. Aber auch in diesem Anderswo reproduziert sich ein alter irdischer Antagonismus: Der Ingenieur Menni führt »siegreich eine Arbeiterarmee im Kampf gegen die Natur«.
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2020, erhältlich ab dem 13. Dezember 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.