
Foto: Tom Collins
Black Metal und sein Rückzug in die Natur als Antithese zum Kapitalismus
Tanguy L’Aminot
Der Rückzug der Black-Metal-Band Mayhem in ein abgelegenes norwegisches Dorf Anfang der 1990er-Jahre wird wohl immer mit dem spektakulären Selbstmord des Sängers Dead assoziiert werden. Als der damalige Gitarrist Euronymous seinen Bandkollegen mit Schusswunde im Kopf im gemeinsamen Haus auffand, machte er als Erstes Fotos für das Artwork einer Platte. Er sammelte Schädelsplitter, um daraus Amulette herzustellen und sie an »würdige« Musiker zu übergeben. Diese morbiden Umstände überschatten den ideologischen Kern der damaligen Stadtflucht Mayhems, nämlich die Einstellung des Black Metal zu Umwelt und Politik: Das Genre ist geprägt einerseits von einer Ablehnung der Zivilisation, der Stadt und der modernen Welt, andererseits von einem sehr eigenwilligen Verhältnis zur Natur. Dahinter steckt eine regelrechte Black-Metal-Philosophie, die sich in Songtexten und Fanzine-Interviews ausdrückt. Die Musiker haben nicht etwa die utopischen Visionen der Hippies übernommen oder sich an Bewegungen beteiligt, um den Planeten zu retten. Im Gegenteil, ihre Abkehr beruht auf Nihilismus und Misanthropie. Ihr Ziel ist es, sich von der Restwelt zu entfernen. Gaahl, der norwegische Exsänger der Gruppe Gorgoroth, erklärt ihre Naturverbundenheit so: »Es ist leicht, sich in der Natur allein zu fühlen. Einsamkeit und Distanz zu anderen sind uns sehr wichtig.«
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Übersetzung: Maurice Schuhmann
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2020, erhältlich ab dem 13. Dezember 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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