
Proben zur »Dreigroschenoper«, Deutsches Schauspielhaus, Hamburg, April 2010
Foto: Bodo Marks / dpa / INO
Zum Schicksal der Liebeslieder
Moshe Zuckermann
Liebe und Tod werden in der Wissenschaft häufig als die einzigen beiden Topoi betrachtet, um die es letztlich in der gesamten Kunst und Kultur geht. Auch wenn diese Behauptung überspitzt klingen mag, lässt sich doch vieles, wenn nicht alles – über bestimmte Assoziationspfade – auf diese beiden Kategorien zurückführen. Ihre Verschwisterung mag sich indirekt in der symbolischen Ordnung des Mythos niederschlagen, beispielsweise bei den Römern in der Paarung von Mars, dem Kriegsgott, und Venus, der Liebesgöttin; bei den Griechen entsprechend zwischen Ares und Aphrodite. Sie sind auch durch ikonische Liebesgeschichten mit tragischem Ausgang in die Weltkultur eingegangen – »Romeo und Julia« etwa oder »Tristan und Isolde«, wobei in Letzterer die Symbiose aus Liebe und Tod sogar mit dem von Wagner erfundenen Begriff des »Liebestodes« bezeichnet wurde. Von Bedeutung ist sowohl in Shakespeares Tragödie als auch in Wagners Oper, dass es äußere Mächte und Umstände sind, die die Liebesbeziehungen zerstören oder verhindern. Zuweilen ist Arglist und perfide Hinterhältigkeit im Spiel, etwa bei Iago, der Othello zu rasender Eifersucht, dann der Tötung Desdemonas und schließlich in den Selbstmord treibt, oder in »Götterdämmerung« bei Hagen gegen Siegfried und Brünhild.
Auch Politik mag die Liebe aus den Fugen der innigen Verbundenheit geraten lassen – eklatant in der biblischen Erzählung von Samson und Delila. Liebesekstase im Verbund mit Macht und religiöser Abwehr der leiblichen Liebe lassen diese zur Perversion verkommen, etwa bei Salome in Oscar Wildes Drama und Richard Strauss’ Oper. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2021, erhältlich ab dem 17. September 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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