Gab es in »Ostzonesien« Kunst? Die kolonialen Eroberer der DDR haben ungewollt deren Kultur wiederbelebt
Arnold Schölzel
In der »Phänomenologie des Geistes« verwandte der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel 1807 die Formulierung »Furie des Verschwindens«. Er drückte damit seine Missbilligung bestimmter Entwicklungen der Großen Französischen Revolution von 1789 aus. Ansonsten feierte er sie zeitlebens an jedem 14. Juli als »großen Sonnenaufgang« und hielt sie für ein weltgeschichtliches Ereignis, mit dem die Welt auch im übertragenen Sinn »auf den Kopf gestellt« worden sei. Unbehagen aber bereiteten ihm zwei Dinge. Erstens: die Leichtigkeit, mit der im Namen der allgemeinen Freiheit in ganz Frankreich Köpfe rollten. Das sei »der kälteste, platteste Tod, ohne mehr Bedeutung als das Durchhauen eines Kohlhaupts oder ein Schluck Wassers«. Den Abschnitt, in dem sich diese Aussagen finden, versah er mit dem Titel »Die absolute Freiheit und der Schrecken«, was sich auch übersetzen lässt mit: keine Revolution, die nicht konterrevolutionäre Züge trägt. Zweitens: So unvermeidlich die mit der Revolution freigesetzte Gesellschaft der »Nützlichkeit« war, so wenig gefiel sie ihm: »Kein positives Werk noch Tat« könnten diese allgemeine Freiheit hervorbringen, es bleibe ihr nur das negative Tun, sie sei »nur die Furie des Verschwindens«. Hegel mochte den Kapitalismus nicht, nahm ihn aber notgedrungen hin. Nur in der »Welt der Bildung« komme der Einzelne dazu, sich nicht nur negativ oder in Entfremdung zu sehen. Das war ein politisches Programm, das besagt: Wenn der Kapitalismus schon kommt, dann streng geregelt durch den Staat und auf der Grundlage von Bildung, durch Reformen.
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