… or should I go? Episoden aus der Geschichte der kubanischen Rockmusik. ein Treffen mit Kiko von der Metalband Tendencia
Gerd Schumann
Rockmusik verfügt über keinen durchgehend soliden Hintergrund in der kubanischen Kultur – nicht musikalisch, nicht gesellschaftlich. Gut, in den 1950ern, noch unter kapitalistischen Bedingungen, bildeten sich einige Bill-Haley- Coverbands und spielten Elvis-Songs auf Spanisch: Los Llopis zum Beispiel, auch Los Armónicos und die Hot Rockers. Doch gab es für die von der Musik begleitete – manche sagen: getragene – Jugendrevolte der 1960er, die einige Teile der Erde veränderte, auf Kuba keinen Nährboden.
Sie hatte sich, so gesehen, spätestens am 1. Januar 1959 erledigt, als Diktator Batista gegen zwei Uhr nachts mit seinen Siebensachen in den Flieger Richtung Miami entfleuchte. Die Revolution der Bärtigen, Guerilla mit langen Haaren, in Militärklamotten und Boots, nahm den Dresscode der 68er vorweg. Und deren Inhalte sowieso. Das berühmte Che-Foto von Alberto Korda hing schließlich ikonenhaft in jeder APO-Kommune an der Wand. Wer also sollte da auf Kuba noch gerockt werden?
Sonderbarerweise verödete die Insel trotzdem nicht in eine beatlose Wüste. Ohne die harten und schnellen Schläge auf diversen Drumfellen lief – und läuft – sowieso nichts in der Karibik: Conga, Batá, Botu, Yuka, Bongo, Rassel, Timba, Claves … Da muss nicht unbedingt ein rockiger Viervierteltakt herauskommen, zumal der mit der schlagtechnischen Differenziertheit der unterschiedlichen kubanischen Musikgenres ohnehin kaum mithalten kann.
Egal: »Rock’n’Roll will never die«, dekretierte 1979 Neil Young und hätte damit auch schon früher recht gehabt. Das jüngst erschienene Buch »Eine Geschichte des Rock auf Kuba« von Humberto Manduley López listet allein für die 1960er-Jahre die Namen von fast 300 Bands auf: angefangen bei Los Alpes über Ricardito y sus Cometas und Los Impala bis Zénith. 300 Gruppen – eine Dimen sion wie in der DDR beim Beat-Verbot 1965; mit dem Unterschied allerdings, dass den kubanischen Kommunisten vergleichbare Restriktionen nicht in den Sinn kamen, obwohl …
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 4/2016, erhältlich ab dem 1. Juli 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.