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Das Qiao-Medienprojekt will Propagandalügen des US-Imperialismus entlarven
Interview: Maik Rudolph
Der chinesische Begriff »Qiao« bedeutet Brücke – eine solche will das gleichnamige Medienkollektiv zwischen politisch wachen Bewohnern der westlichen Welt und der Volksrepublik China schlagen. Dafür versucht es beispielsweise, Einblicke in die sozialistischen Errungenschaften Chinas zu geben oder Falschinformationen über die chinesische Minderheitenpolitik in Xinjiang zu korrigieren; es analysiert den gegenwärtigen US-Imperialismus, berichtet über dessen Vorstöße im Südchinesischen Meer und kritisiert die grassierende Sinophobie. Die mehrheitlich im englischsprachigen Westen, insbesondere in den USA lebenden Mitglieder des Projekts – Wissenschaftler, Publizisten, Künstler und Aktivisten chinesischer Abstammung, die sich im Januar 2020 als Reaktion auf die wachsende antichinesische Hetze in der Pandemiekrise zusammengeschlossen haben – verbreiten ihre Recherchen über die gängigen sozialen Medien in diversen Sprachen. Sean Haoqin Kang ist Redakteur bei Qiao, übersetzt aus dem Chinesischen und ist für Öffentlichkeitsarbeit mitverantwortlich. M&R sprach mit ihm über die politischen Grundsätze und Ziele des Kollektivs sowie über die Herausforderungen bei seiner Arbeit.
Kommen wir gleich zu einem sensiblen Thema. Der Vorwurf wurde laut, Sie würden vom chinesischen Staat unterstützt. Wie finanzieren Sie Ihre Arbeit?
Wir engagieren uns alle ehrenamtlich im Qiao-Kollektiv, weil wir auch persönlich von Sinophobie betroffen sind. Im Dezember 2020, also erst sehr spät, haben wir ein Crowdfunding-Konto eröffnet, weil einige Unterstützer nach Möglichkeiten gesucht hatten, uns auch ökonomisch unter die Arme zu greifen. Von der chinesischen Regierung oder ihren Medienagenturen erhalten wir keinerlei Zuwendungen. Das hält aber unsere Gegner nicht davon ab, das Gegenteil zu behaupten, um uns zu diskreditieren. Das ist nichts anderes als eine weitere Manifestation von antichinesischen Ressentiments und Rassismus. Tatsächlich ist jedoch die Berichterstattung des Westens seinerseits über China hochgradig ideologisch und wird von wenigen Medienoligopolen kontrolliert, die ein Monopol auf die Wahrheit für sich in Anspruch nehmen. Ihre »Nachrichten« und »Analysen« wandern durch eine Pipeline, die Waffenproduzenten und neokonservative Denkfabriken mit imperialistischen Institutionen wie dem US-Verteidigungsministerium, der NATO und dem britischen Außenministerium verbindet. Was am Ende dabei herauskommt, dient dann der liberalen Presse als »glaubwürdige Quellen«. Es ist klar, dass in einer derart korrupten Medienlandschaft Sinophobie zur unverrückbaren Norm geworden ist und den Interessen westlicher Unternehmen und Staaten dient.
Wie kann man überhaupt noch journalistisch zu China arbeiten, ohne gleich als Propagandist Beijings abgestempelt zu werden?
Über diese Frage denken wir regelmäßig nach. …
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2021, erhältlich ab dem 18. Juni 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.