Dornröschen auf Gleis 8: Nach dem – vorläufigen? – Ende von Rosenstolz ist AnNa R. nunmehr die Stimme einer vierköpfigen Band. Gut, dass sie wieder da ist
Interview: Thomas König, Gerd Schumann; Fotos: Santiago Flores
Hinter Ihnen liegt eine etwa zweijährige Zwangspause inklusive Bühnenabstinenz. Wie haben Sie die Zeit verbracht?
AnNa R.: Ich habe das gemacht, was andere Menschen auch so machen. Zudem war diese Rosenstolz-Pause verdient. Ich habe sie gebraucht und auch genutzt. Bühnenentzugserscheinungen habe ich nicht verspürt.
Es hieß, die Pause musste wegen des Burnouts Ihres Rosenstolz-Partners Peter Plate genommen werden?
AnNa R.: Das stimmt so nicht. Peter brach während einer Tour zusammen, ja. Aber wir hatten sowieso geplant, uns eine längere Auszeit zu nehmen. Wir brauchten alle nach einer so langen, intensiven, gemeinsam verbrachten Zeit auf Tour Abstand von allem.
Und nun taucht plötzlich Gleis 8 mit AnNa R. auf. Wie kam es zur Idee, eine Band zu gründen?
Timo Dorsch: Die Grundidee entstand bei einer Feier, so das typische Lasst-uns-doch-malmusikalisch- was-gemeinsammachen. Das liegt etwa zwei Jahre zurück. Bis es konkret wurde, verging noch einige Zeit. Man traf Leute, probierte Songs aus, es war ein schön entspannter Prozess. Wir hatten Zeit zu überlegen, ganz ohne Termindruck.
Es war aber klar, dass mit Rosenstolz Schluss ist, oder dass es zumindest einen längeren Break geben würde?
AnNa R: Das war klar. 2009 hatten wir die angesprochene Auszeit genommen und 2011 das Album »Wir leben noch« herausgebracht. Wir stellten dann aber fest, dass die Pause offensichtlich nicht ausgereicht hatte. Also vereinbarten wir untereinander, uns keinem Druck auszusetzen. Jeder sollte erst mal für sich arbeiten. Wir haben Rosenstolz vorerst nicht auf Eis, sondern schlafen gelegt.
Aber nicht in einen hundertjährigen Dornröschenschlaf?
AnNa R.: Das weiß man natürlich nie. Vielleicht kommt der Prinz ja auch früher …
Lorenz Allacher: Oder es kommen gleich drei Prinzen daher.
Hatten Sie für das neue Projekt musikalisch und textlich schon etwas in der Schublade?
AnNa R.: Nein, nichts Konkretes. Aber Timo (Dorsch) und Manne (Uhlig) hatten Ideenskizzen.
Timo Dorsch: Und die diskutierten wir und probierten sie gemeinsam aus, verwarfen auch manches. Es war ein sehr kreativer Prozess des Ausprobierens von neuem Songmaterial, um dann das Optimale für unsere Bandkonstellation zu finden.
Wie haben Sie sich kennengelernt? Bekannt ist, dass Lorenz als Saxophonist schon lange mit Rosenstolz auf der Bühne gestanden hat.
Timo Dorsch: Und ich habe als Engineer bei verschiedenen Albumproduktionen von Rosenstolz mitgewirkt. Dadurch die Bekanntschaft. Manne Uhlig: Ich wiederum hatte Timo vor ein paar Jahren auf einer Thailand-Tour mit meiner damaligen Band Diva Int., einer Indie-Rockband, kennengelernt. Timo war der Mixer für den Live-Sound. Danach arbeiteten wir auch in seinem Studio zusammen.
Aber Gleis 8 ist keine Indie-Rock-Band, oder Indie-Pop-Band?
AnNa R.: Nein. Aber es ist auf jeden Fall Pop. In jeglicher Art und Weise.
Timo Dorsch: Popmusik sicher, doch nicht das, was man landläufig als Plastik-Pop kennt. Unsere Musik ist völlig anders. Und Indie – das würde uns niemand abkaufen. Das wollen wir auch nicht. Ihre Musik ist jedenfalls rockiger als Rosenstolz.
AnNa R.: Das auf jeden Fall. Lorenz Allacher: Wir haben eigene Akzente gesetzt, und das wollten wir auch.
Timo Dorsch: Das geschah nicht mit dem Ziel, uns von Rosenstolz zu entfernen oder uns an Rosenstolz zu orientieren. Weder noch. Was von Gleis 8 nun zu hören ist, ist einfach so entstanden, ungeplant.
AnNa R.: Es sind unsere verschiedenen Geschmäcker in das Projekt eingeflossen.
Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 3/2013, erhältlich ab dem 26. April 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Lesen Sie auch:
Gleis 8: Ein Lob dem Kollektiv, M&R 3/2013
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