Dokumentarfilm über die konzertierte Hetzkampagne gegen Jeremy Corbyn
Das Projekt soll die »größte Lüge in der politischen Geschichte Großbritanniens aufdecken«. Gemeint sind die falschen Antisemitismusvorwürfe und andere Propagandaattacken gegen Jeremy Corbyn. Mit diesem Politiker hatten Millionen vorwiegend junger Linker ihre ganzen Hoffnungen auf eine neue sozialistische Perspektive verbunden, und über 500.000 von ihnen waren in die Labour Party eingetreten. Seit seinem Aufstieg zum Chef der Partei, 2015, bis zu seiner Niederlage bei der Unterhauswahl 2019, seiner Entmachtung und schließlich seinem – mittlerweile revidierten – Ausschluss war Corbyn permanent einer »orchestrierten Kampagne« ausgesetzt, wie Moshé Machover sagt. Der Intellektuelle gehört zu den zahlreichen jüdischen Unterstützern von Corbyn und analysiert in dem Dokumentarfilm »Labour: The Big Lie« die Allianz aus Blairisten, Parteibürokraten, proisraelischen und anderen Rechten, darunter auch Trumpisten und Alt-Right-Aktivisten, die mit intriganten, zum Teil kriminellen Machenschaften agieren.
Er wolle in seiner Dokumentation auch die Rolle der Mainstreammedien untersuchen, die an der Konstruktion und Verbreitung der »großen Lüge« über Corbyn maßgeblich beteiligt gewesen seien, erklärte der Londoner Filmemacher Christopher Reeves im Gespräch mit M&R. Im Kern gehe es darum, die »Sabotage einer Wahl« zu beleuchten, mit der eine von einem Repräsentanten des Friedenslagers geführte Regierung erfolgreich verhindert worden war. Zu Wort kommen viele namhafte Genossen des linken Labour-Flügels, die ebenfalls mit rabiaten Methoden verleumdet und aus der Partei geworfen wurden: der Regisseur Ken Loach, Chris Williamson, Minister im Schattenkabinett von Corbyn, Richard Kuper und andere Mitglieder der 2017 gegründeten Organisation Jewish Voice for Labour. Der Schauspieler und Komiker Alexei Sayle wirkt als Off-Sprecher und Kommentator mit.
Auch Christopher Reeves ist kein unbeschriebenes Blatt: Mit seinem Kollektiv Platform Films dreht und produziert er seit 40 Jahren Dokumentationen, beispielsweise für die Gewerkschaftslinke und die Marx Memorial Library, und gehört zu den bedeutendsten Bewegtbildchronisten des großen Bergarbeiterstreiks 1984–85.
Derzeit laufen die Arbeiten für »Labour: The Big Lie« noch, ebenso eine Crowdfunding-Kampagne zur Finanzierung des Projekts, für das insgesamt rund 24.000 Euro aufgebracht werden müssen. Die Premiere ist für Sommer 2022 geplant. Danach soll der Film in unabhängigen Kinos in Großbritannien und anderen europäischen Ländern gezeigt werden.
red
[↗] Vorschau »Labour: The Big Lie«
[↗] Crowdfunding-Kampagne
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2022, erhältlich ab dem 1. April 2022 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.