
Linke Demonstranten protestieren gegen die Polizei von Portland, September 2020
Foto: Reuters / Caitlin Ochs
Die Industrial-Hip-Hop-Band Consolidated analysiert die US-amerikanischen Zustände
Interview: Matthias Rude
Kaum ein anderes linkes Musikprojekt hat die US-amerikanische Gesellschaft, Politik und Kulturindustrie so pointiert kritisiert wie Consolidated. 1988 von den radikalökologischen Aktivisten Adam Sherburne, Mark Pistel und Philip Steir in San Francisco gegründet, wurde die Band Anfang der 90er-Jahre als alternative Industrial-Hip-Hop-Formation bekannt. Ab 1994 gingen die Mitglieder getrennte Wege. Sherburne widmete sich Instrumentalimprovisationen, mit sporadischer Beteiligung von Pistel. Mit »We’re Already There« hat Consolidated kürzlich wieder ein Album mit politischen Texten veröffentlicht. M&R sprach mit Adam Sherburne über dessen kritische Inhalte, den Zustand der Linken in den USA und ihrer Protestkultur sowie die kulturelle Hegemonie des Trumpismus in der Unterklasse.
Schon vor 30 Jahren bezeichneten Sie das US-System als »Friendly Fascism« – so auch der Titel Ihres zweiten Albums von 1991. Eine Liedzeile aus dem Song »Capitalism A.F.; Intensities in Tent Cities 2020« von Ihrer neuen Platte lautet: »30 Jahre später, und es ist immer noch das alte Lied.« Hat sich denn nichts verändert?
Geblieben ist der fundamentale ökonomische Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital. Das eine Prozent, das weltweit die Ressourcen kontrolliert und den Faschismus für die 99 Prozent »unfreundlich« macht, bleibt weitgehend unbehelligt. Wir wissen momentan noch nicht, wie viel Schaden Covid-19 anrichten wird, ob die Pandemie zur Bedrohung für die bestehenden globalen und regionalen Regime werden kann. Der Kapitalismus jedenfalls befindet sich seit den vergangenen 30 Jahren im stetigen Niedergang. Filesharing beschleunigt das Ende des Privateigentums, zuerst in der Musikindustrie, dann zunehmend in anderen Bereichen – und doch wollen es die Leute nicht wahrhaben.
In Ihrem Song »Lamenting Autotuned Life; Riffin on Adorno, Karenga, and The Beatnigs« heißt es: »Technische Rationalität heute ist die Rationalität der Herrschaft selbst« – das stammt aus »Dialektik der Aufklärung«, richtig?
Genau. Das hatten Horkheimer und Adorno schon in den 1940er-Jahren geschrieben. Es manifestiert sich etwa in dem Recht des Militärs, sich alle neuen technologischen Innovationen für Kriegseinsätze anzueignen – und in dem Wunsch der meisten Menschen, dass die Technologie alles besser machen oder für einen tun soll. …
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2021, erhältlich ab dem 18. Dezember 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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