Linke Schützenvereine in den USA
Hendrik Fleischer
In keinem anderen Land der Welt gibt es pro Kopf so viele private Schusswaffen wie in den USA. Auf 100 Einwohner kommen 120,5 Stück, so der Bericht des Schweizer Forschungsprojekts Small Arms Survey von 2018. Im Coronajahr wurde nicht nur Toilettenpapier, sondern auch Munition in Massen gehortet. Hochgerüstete rechte Milizen wie die Proud Boys verschafften sich zunehmend Gehör in den Medien. Seit einigen Jahren reagiert die US-Linke auf diese Tendenz und gründet antifaschistische Schützenvereine.
Es gibt eine Tradition der bewaffneten Arbeiterklasse in den USA; dazu gehörten die Black Panthers und die streikenden Bergarbeiter in der Schlacht am Blair Mountain 1921, erklärt Koff vom Puget Sound John Brown Gun Club (PSJBGC) aus dem Bundesstaat Washington im Gespräch mit M&R. Linke Gun Clubs, so Rosza vom Steel City John Brown Gun Club aus Pittsburgh, seien gegründet worden, um diejenigen im Umgang mit Schusswaffen zu unterrichten, die von der weißen, rassistischen, heteronormativen und christlichen Klientel der Schießstände nicht akzeptiert werden. Ähnliches berichtet auch Koff, darum wendet sich sein Klub mit seinen Waffentrainingsangeboten besonders an LGBT-Gruppen, schwarze und indigene Gemeinden. Für die Sozialisten und Libertären des JBGC aus Puget Sound stellt der Waffenbesitz eine Form von Macht dar. »In den meisten Staaten ist er ein Monopol der Polizei und des Militärs«, so Koff. »Und dort, wo er Privatleuten erlaubt ist, befinden sich die Waffen meist in den Händen der Rechten. Wir glauben, dass es für eine gerechte Gesellschaft förderlicher ist, diese Macht besser zu verteilen.«
Diese Sicht der Dinge wollen die Gun-Club-Aktivisten vor allem unpolitischen Menschen näherbringen. Um mit ihnen in Kontakt zu treten, helfe ein gemeinsames Interesse an Schusswaffen, so Rosza, denn noch immer gingen viele der republikanischen Propaganda auf den Leim, dass die Linken ihnen nur die Waffen wegnehmen wollten. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2021, erhältlich ab dem 18. Dezember 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.