Die Thesen des senegalesischen Historikers Cheikh Anta Diop werden in Europa kaum beachtet – in Afrika hingegen umso mehr
Arnold Schölzel
Die Bewohner des altägyptischen Reiches nannten ihr Land »Kemtiyu« – »Land der Schwarzen«. Ein Indiz für den – angeblich im Dunkeln liegenden – tatsächlichen Ursprung einer der ersten großen »Zivilisationen«? Der senegalesische Historiker, Chemiker, Physiker, Anthropologe, Ägyptologe und Politiker Cheikh Anta Diop (1923–1986) war der Überzeugung, dass die altägyptische Kultur schwarzafrikanische Wurzeln hatte. Eines seiner Argumente: Die Bestandteile der Wortkomposition »Kemtiyu« (er nannte noch weitere Beispiele aus dem Altägyptischen), »kem« und »tiyu«, sind verwandt mit Vokabeln heutiger westafrikanischer Sprachen wie dem vor allem im Senegal gesprochenen Wolof. 1955 löste Diop mit dieser These in seinem Buch »Nations nègres et culture« (Schwarzafrikanische Völker und Kultur) eine Kontroverse aus, die nicht enden sollte. Eine deutsche Ausgabe seines Buches, das im Original und in der englischen Übersetzung zahlreiche Auflagen erreicht hat, gibt es bis heute nicht – von keinem seiner Werke. Wahrscheinlich vorsichtshalber. In ein Land, in dem die regierende Kaste gern rassistisch von einer »jüdisch-christlichen Leitkultur« schwadroniert, passen sie einfach schlecht. …
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie & Rhythmus 1/2018, erhältlich ab dem 29. Dezember 2017 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.