»Soldaten wohnen auf den Kanonen«: Die Musik von »Kuhle Wampe« und »Dreigroschenoper« treibt die Handlung weiter und rückt streckenweise in die Hauptrolle
Text: Anja Röhl, Foto: dpa
Sie stehen in der Reihe der legendären ersten Tonfilme in Deutschland. Das heißt auch: Vieles an ihnen ist noch stark pantomimisch geprägt, ein unverwechselbarer Kunststil des Übergangs von der alten in die neue Technik. Ihr Erfolg war riesig: Schon in der ersten Woche besuchten 14.000 Berliner die Kinos, um »Kuhle Wampe« zu sehen. In den »Dreigroschen«-Film strömten Millionen. Bis die Nazis kamen und die Streifen verboten. Und deren, aus Sicht der neuen »Herrenmenschen«, gefährliche Musik.
Beide Filme stammen, von heute aus gesehen, aus demselben Genre des sozialkritischen Films der frühen Dreißiger Jahre: »Die Dreigroschenoper« von 1931, »Kuhle Wampe oder: Wem gehört die Welt?« aus dem Jahr darauf. Zudem transportieren sie als politische Botschaft, dass die Großen sich gern gegen die Kleinen verbünden und zeigen den Kampf der Besitzenden als einen Klassenkampf gegen die, die sie ausbeuten. Beide verarbeiten Brecht‘schen Stoff und spielen seine Lieder, vertont von Hanns Eisler und Kurt Weill. Deren Musik spielt eine tragende, geradezu vorwärtstreibende Rolle. Eisler und Weill gehörten zu den engsten Gefährten Bertolt Brechts, haben nahezu alle Songs des großen Dramatikers vertont – auf der Leinwand werden sie von Ernst Busch und Lotte Lenya vorgetragen, den damals herausragenden Brecht-Interpreten.
Die Musik greift gestaltend, kommentierend, zum Teil passgenau ein, wie in der »Moritat von Mecki Messer« (»Und der Haifisch, der hat Zähne«), wo zu jedem einzelnen Tonwort die Bilder gesetzt werden.
Kuhle Wampe (Deutschland 1932), 74 Minuten; Regie: Slátan Dudow, Drehbuch: Bertolt Brecht, Ernst Ottwalt, Slátan Dudow; Musik: Hanns Eisler; Darsteller: Hertha Thiele, Ernst Busch, Marta Wolter, Lilli Schönborn
Die Dreigroschenoper (Deutschland 1931), 112 Minuten, Regie: Georg Wilhelm Pabst, Drehbuch: László Vajda, Leo Lania, Béla Balázs; Musik: Kurt Weill; Darsteller: Rudolf Forster, Carola Neher, Ernst Busch, Fritz Rasp, Lotte Lenya
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Anja Röhl, geboren 1955 in Hamburg, Erstberuf Krankenschwester; Studium Psychologie, Germanistik, Kunst und Sonderpädagogik; Dozentin in der Erwachsenenbildung, freie Autorin; seit 2006 zahlreiche Veröffentlichungen zuvorderst in junge Welt zu Theater, Film und Buch