»Denk Dir doch mal n Text dafür aus.« Konrad Wolfs »Solo Sunny« zeigt ein Frau, die fällt – und die sich doch wieder aufrafft
Text: Angelika Nguyen, Fotos: dpa
DDR 1980. Die Schlagersängerin Sunny, um die 30, zieht mit einer Musikgruppe durchs Land, wird von Showkollegen drangsaliert, ausgegrenzt, rausgeschmissen, von ihrem Freund betrogen, hat einen misslungenen Soloauftritt, begeht einen Selbstmordversuch, schafft es nicht, wieder normal im Betrieb zu arbeiten und kann nicht mit einem ungeliebten Mann der Einsamkeit entfliehen. Bricht erneut zusammen, rafft sich wieder auf.
Ein sozialistischer Problemfilm also, könnte man denken, wenn man die Story hört und wäre überrascht von Leichtigkeit, Erzähltempo und pointiertem Dialogwitz. Hier bezieht ein Film seine künstlerische Insipiration aus dem Milieu der Tingel-Shows, halbseidener Existenzen, abgewrackter Conferenciers (»Ich begrüße Sie in diesem doch wirklich sehr hübschen Haus, meine Damen und Herren!«), versoffener Abende (»Man müsste ganz andere Musik machen, dann würden auch andere Leute kommen.«), von Fernweh-Texten (»Ach so weit ach so weit/in die Welt in die Welt hinaus/will ich dann gehen«), aber auch der damaligen Berliner Hinterhöfe mit ihrem sozialen Gemisch aus Proletariat und Bohème. Da überraschte ein Film auch in seiner speziellen Verwendung von Musik, die hier stilbildend wirkte.
»Solo Sunny« (DDR, 1980), Regie: Konrad Wolf / Buch und Co-Regie: Wolfgang Kohlhaase; 102 Minuten, Musik: Günther Fischer; Darsteller: Renate Krößner, Alexander Lang, Heidi Kipp, Dieter Montag, Klaus Brasch; Gesang: Regine Dobberschütz
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 1/2013, erhältlich ab dem 4. Januar 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Angelika Nguyen, geb. 1961 in Berlin, studierte Filmwissenschaft an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Babelsberg, drehte 1991 den Dokumentarfilm »Bruderland ist abgebrannt « über vietnamesische Immigranten, schreibt regelmäßig Filmkritiken auf ostblog.de, Vor- und Nachwörter. Essays und Studien in Filmzeitschriften »Film und Fernsehen«, »Sissy«, im Freitag und der »WerkstattGeschichte«. Textbeitrag im politischen Sammelband »Kaltland« über Fremdenfeindlichkeit in Deutschland (2011).