Warum der Sozialismus auch die Tierausbeutung beenden muss
Interview: Christian Stache
Der italienische Philosoph Marco Maurizi zählt zu den Pionieren der historisch-materialistischen Forschung zum Mensch-Tier-Verhältnis. Sein neues Buch »Beyond Nature: Animal Liberation, Marxism, and Critical Theory« verbindet die Kritik von Speziesismus und metaphysischem Antispeziesismus mit einer marxistischen Analyse der Tierausbeutung. M&R sprach mit ihm über den Idealismus liberaler Tierethik, »die Bestialität« des Kapitalismus und die Befreiung der Tiere im Klassenkampf.
Obwohl Sie sich für einen Sozialismus einsetzen, der auch die Befreiung der Tiere anstrebt, besteht ein großer Teil Ihres Buchs aus einer vernichtenden Kritik an der »Tierbefreiungsideologie«. Was finden Sie daran falsch?
Obwohl in der heutigen Gesellschaft die systematische Gewalt gegen Tiere weiter wächst, ist die zunehmende Kritik daran immer noch moralistisch und individualistisch. Tierrechtsaktivisten predigen Veganismus als einen Lifestyle, der »die Welt verändert«, wenn ihn nur alle übernehmen würden. Als ob das Problem deine fleischessenden Tanten wären und nicht Unternehmen, die Milliarden Profite machen und ganze Regionen des Planeten kontrollieren. Die irreführende Idee hinter dieser Praxis ist, dass ein »Vorurteil« gegen Tiere die Ursache des Leidens sei und man dagegen einen Kreuzzug führen müsse. Dabei brauchen wir vielmehr eine realistische Analyse der Gesellschaftsstruktur, um einen Ausweg für uns und die Tiere aus dem integralen Ausbeutungssystem zu finden, in dem wir leben.
Sie stellen dem liberalen, moraltheoretischen Verständnis der Mensch-TierBeziehungen ein historisch-materialistisches gegenüber. Was sind dessen entscheidende Erkenntnisse, und warum sind sie wichtig?
Speziesismus hat seine Wurzeln in den hierarchischen Mechanismen von Klassengesellschaften. …
[≡] Marco Maurizi
Beyond Nature
Animal Liberation, Marxism, and Critical Theory
Brill
220 Seiten
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2021, erhältlich ab dem 17. September 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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