Nachbetrachtungen zur M&R-Künstler-Konferenz und -Gala am 8. Juni in Berlin
Rolf Becker und Hannes Zerbe über ihre Erinnerung an »Das Floß der Medusa«, Reaktionen und weitere Aufführungen
Interview: Susann Witt-Stahl
Vor der Künstler-Konferenz haben Sie in junge Welt – den Schluss von Ernst Schnabels Libretto paraphrasierend – von einem »Fieber des Umsturzes« gesprochen, das bis in die Gegenwart reiche. War das am 8. Juni auf der Bühne zu spüren?
Rolf Becker (RB): Nach nur einer gemeinsamen Probe und voriger Verständigung per E-Mail und Telefon blieb mir während unserer Aufführung nur äußerste Konzentration auf das Erzählen der Geschichte, als Sprechender das Zerbe-Quartett zum Quintett erweiternd – bis zur Schlusszeile und dem abschließenden Schlagwerk-Rhythmus »Ho-Ho-Ho-Chi-Minh!«. Erst dann begann ich aufgrund der großen Zustimmung aus dem Saal zu begreifen, wie eindringlich das Oratorium ins Heute wirkt.
Hannes Zerbe (HZ): Das Zusammenspiel der intensiven Textinterpretation von Rolf Becker mit der musikalischen Umsetzung des Quartetts versuchte, die Anspannung und die Wut der Betroffenen hörbar zu machen; wir hatten den Eindruck, dass uns das einigermaßen gelungen war. Die Skrupellosigkeit der Herrschenden in der Geschichte kann verständlicherweise zu dem Drang nach Aufruhr und Umsturz führen − den haben wir auch gespürt. Wir fühlten Ähnliches, auch durch die intensive Reaktion der Zuschauer.
Welcher Gestaltungsprinzipien und -mittel haben Sie sich für Ihre mit nur fünfköpfigem Ensemble aufgeführte Hommage an ein Oratorium bedient, das in Originalbesetzung zweier Gesangssolisten, eines Sprechers, zweier Chöre und eines riesigen Orchesters bedarf?
RB: Wir haben uns auf das Erinnern an die verhinderte Uraufführung in Hamburg am 9. Dezember 1968 beschränkt. …
Das komplette Interview erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2019, erhältlich ab dem 13. September 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.