Dystopische Auswüchse der Nutzerdatensammlung
Am 12. Januar 2021 wurde eine neue Software des Audiostreamingdiensts Spotify in den USA patentiert: Angeblich um Musikvorschläge zu optimieren, soll sie es Spotify ermöglichen, dem Nutzer zuzuhören, seine Stimmlage, Gemütszustände, sein Geschlecht, Alter und seinen Akzent zu kategorisieren sowie zu ermitteln, ob er allein oder in Gesellschaft ist. Entwickelt wurde die Technologie von Stéphane Hulaud, der inzwischen als Produktmanager von Spotify zu Google gewechselt ist.
Auf kritische Nachfrage der NGO für digitale Rechte Access Now dementierte Spotify den Einsatz dieser Software. Es gebe dazu keine Pläne, so Horacio Gutierrez, Leiter der Abteilung für globale Anliegen und Chefjustiziar: »Die Entwicklung neuer Technologien ist Teil unseres ständigen Innovationszyklus. Manchmal werden diese Innovationen in unseren Produkten umgesetzt und manchmal nicht.«
Access Now und andere Organisationen, etwa die Union of Musicians and Allied Workers, sowie über 180 Musiker geben sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden. Sie forderten im Mai in einem offenen Brief, dass Spotify die Erforschung von Technologien zur Erkennung von Emotionen, die gewöhnlich »rassistischer Pseudowissenschaft« dienen würden, komplett einstellen soll.
red
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 3/2021, erhältlich ab dem 18. Juni 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.