Melodie & Rhythmus

Neueröffnung des »Aufklärungslokals«

30.03.2022 09:59
Gina und Frauke Pietsch in der jW-Ladengalerie, 12.12.2019 Foto: Christian-Ditsch.de

Gina und Frauke Pietsch in der jW-Ladengalerie, 12.12.2019
Foto: Christian-Ditsch.de

Die junge-Welt-Ladengalerie wird zur Maigalerie – im Wonnemonat geht’s endlich wieder los mit attraktiven Ausstellungen und Veranstaltungen

Ihre Leser wissen es zu schätzen, dass die junge Welt mehr als eine Tageszeitung ist. Zu diesem »Mehr« gehört seit fast 15 Jahren eine Ladengalerie, die am 7. Oktober 2007 im Erdgeschoss der Torstraße 6 mit »Bildern zur Zeit« von Joachim John eröffnet wurde. Bereits die erste Ausstellung gab die Richtung vor: Es sollte ein Kampfplatz der politischen und kulturellen Gegengegenaufklärung entstehen. Thomas J. Richter, Maler und bis 2011 künstlerischer Leiter der Galerie, hatte damals in der jW zu Protokoll gegeben: »Schwer ist es für Künstler geworden, die Welt bewusst wahrzunehmen, und schmerzvoll ist der Blick auf die zeitgenössische Kunst, die im Wesentlichen aus wenig mehr als Design und Anpassung besteht. […] Wenige sind es, die sich mit dem wirklichen Zustand der Welt beschäftigen und die dabei ehrlich um höchste künstlerische Form ringen.« Diese wenigen solidarisch zu unterstützen, war und ist die Aufgabe des »Aufklärungslokals« (Richter) in Berlin-Mitte.

»Die Mischung aus zahlreichen politischen Veranstaltungen, Ausstellungen, Buchpremieren, Konzerten und Lesungen musste sich jedes Jahr neu bewähren. Dabei ist die Galerie – insbesondere in den vergangenen Jahren – zu einem Ort für praktizierte linke Gegenkultur geworden«, sagt Michael Mäde, von Anfang an im Kollektiv und nach Ausscheiden von Richter alleiniger Leiter der Ladengalerie. Bis heute wurden hier über 70 Ausstellungen mit bildender Kunst und Fotografie realisiert. Dutzende Künstler präsentierten anspruchsvolle musikalische oder literarische Programme auf der kleinen Galeriebühne, und mehr als 170 Autoren lasen aus ihren Werken und stellten sich der Diskussion. Nach der langen pandemiebedingten Schließung wird die Lokalität nun endlich als reiner Ausstellungs- und Veranstaltungsraum unter dem Namen »Maigalerie« wiedereröffnet. »Es geht uns um Realismus in der Kunst – um seine Möglichkeiten und Grenzen als Erkenntnismittel. Wir zeigen uns solidarisch mit denen, die um künstlerische Wahrheit ringen«, erklärt Andreas Wessel, Kurator der jW-Kunstedition und künstlerischer Leiter der Maigalerie, zum Ausstellungsprogramm. »Die Galerie bleibt nicht nur ein Ort der Kommunikation mit spannenden Veranstaltungen«, betont Dietmar Koschmieder, Geschäftsführer des Verlags 8. Mai: »Zukünftig soll hier auch ein jW-TV-Format produziert werden.«

Am Sonntag, dem 8. Mai 2022, eröffnet die Maigalerie mit einer Ausstellung der Malerin Heike Ruschmeyer (siehe M&R 4/19) unter dem Titel »Tatorte, Tatsachen«. Es folgt ab 8. Juli eine Schau mit dem Titel »Inspiration Käthe Kollwitz«, mit der über ein Dutzend Künstler ihre große Kollegin zu ihrem 155. Geburtstag mit eigenen Beiträgen ehren wird.

red
Der Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 2/2022, erhältlich ab dem 1. April 2022 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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