Melodie & Rhythmus

Liebe als kulturvoller Rausch

14.09.2021 14:08
Foto: Bernhard Schurian

Foto: Bernhard Schurian

Die erotischen Bilder von Thomas J. Richter

Andreas Wessel

Der Maler, geboren 1955 in Ostberlin, ist der Spross einer bemerkenswerten Künstlerdynastie. Er wuchs mit den Bildern seines Großvaters Gottfried Richter auf (drei davon finden sich heute in der Berliner Nationalgalerie, ebenso eines von seinem Enkel Thomas J.), wurde früh beeinflusst vom Werk Ernst Schroeders, eines engen Freundes seines Vaters Gottfried Uwe Richter, der ein begnadeter Zeichner war, und lernte schon als Kind eigenwillige Künstlerpersönlichkeiten wie Fritz Duda kennen. In Richters Frühwerk dominiert der architektonisch konstruierte Raum, in den sich allmählich und langsam, aber unaufhaltsam die weibliche Figur einschlich. In den 2000er-Jahren jedoch sind es die Liebespaare, um die herum sich arkadische Landschaften aufbauen – oder einfach nur das Atelier. »Indem man diese Realität nun so massiv erfährt, ist der Wille größer geworden, auch Facetten von Liebe, Erotik und Sex zu zeigen und so heranzutragen, dass die Ergebnisse nicht durch Kommerz und Härte und Gemeinheit, sondern freudvoll erfahren werden«, sagte Richter bereits 1998 in einem Interview mit der Zeitschrift Utopie kreativ über die Nachwendezeit. »Das Thema nimmt also jetzt einen größeren Raum ein, erlangt eine größere Wichtigkeit, eben durch den Druck von draußen, dem wir uns erwehren müssen.« In utopia veritas – vor allem in einem Kapitalismus, der tagtäglich in mehr oder weniger subtiler Ausprägung die fast unbegrenzte Zurichtung und Zurichtbarkeit der Sexualität zur Ware demonstriert. …

In der gedruckten Ausgabe:
Werke von Thomas J. Richter
»Im Atelier«, Ölfarbe auf Spanplatte, 48 × 54 cm, um 2010
»Brunnen der Liebe«, Ölfarbe auf Hartfaserplatte, 175 × 75 cm, 2005
»Paradiesinsel«, Ölfarbe auf Leinwand, 70 × 50 cm, um 2005

Am 10. Juli 2021 erschien ein erotischer Holzschnitt von Thomas J. Richter als 7. jW-Kunstedition:
[↗] jungewelt.de/kunstedition

Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2021, erhältlich ab dem 17. September 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

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