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Ben Watson von Association of Musical Marxists (London) regt an, neu über Popmusik nachzudenken, Verkaufszahlen und »Prominente« zu verachten und sich dem Unbewussten der Kulturindustrie zuzuwenden
Was wird wohl geschehen, wenn wir Sigmund Freuds Psychoanalyse aus dem Behandlungszimmer, das mit der berühmten Couch, Bücherregalen und leicht unheimlichen antiken Skulpturen ausgestattet war, herausholen und sie auf die Popmusik und die Kulturindustrie anwenden?
Einige würden sicherlich sagen, das sei nichts Besonderes. Schließlich bemüht heutzutage jeder Kategorien wie »Kastrationsangst« und »Penisneid«, wenn er über Robbie Williams und Lady Gaga spricht. Alle Interviews mit Filmstars werden auf einer Art Freudschen Couch geführt, auf der sie ihre »persönlichen Geständnisse« ablegen. Meine Idee besteht aber nicht darin, den Kult des Individuums weiterzuverbreiten, der die Psychoanalyse auf nichts weniger als einen Schwindel (»wenn Du mich nur großzügig honorierst, mache ich Dich zum Mittelpunkt der Welt«, verspricht der Psychotherapeut) und die Kultur auf eine elend langweilige Liste von »Stars« reduziert. Nein, laut Wilhelm Reich und seiner antifaschistischen »Sexualpolitik« sollten wir uns alle die freudianischen Methoden – die früher einmal das Privateigentum der Privilegierten und Wohlhabenden waren – aneignen und sie praktizieren. Die Psychoanalyse kann, übertragen auf die Popmusik, unsere beschädigte Psyche heilen und uns sogar dabei helfen, ein objektives und umfassendes Verständnis davon zu entwickeln, welche Rolle Musik in unserer modernen Gesellschaft spielt. Wie soll das gehen? Indem man Freuds Begriff des Unbewussten reanimiert.
Das Bewusstsein von Pop zu beschreiben, ist einfach. Es geht um Verkaufszahlen, Inwertsetzung und das Marktmonopol: »Gut« ist, was Geld einbringt, und was Geld einbringt, ist »gut«.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der M&R 5/2014, erhältlich ab dem 29. August 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.