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Psychoanalyse sozial gespaltener Musik. Wie die Klassengesellschaft sich im Musikgeschmack offenbart
Michael Zander
Sigmund Freud bekannte einmal, dass ihm für »viele Mittel und manche Wirkungen der Kunst« das »richtige Verständnis« fehle; wo er diese nicht begreife, »z.B. in der Musik«, sei er »fast genussunfähig«. Allerdings liebte er Opern. Sein Biograf Peter Gay schreibt dazu: »Der Reiz der Oper für jemanden, der so unmusikalisch ist wie Freud, ist keineswegs mysteriös. Die Oper ist schließlich Musik mit Worten, Gesang mit dramatischer Handlung verschmolzen. (…) Auf ihre extravagante, oft melodramatische Weise rang die Oper mit den psychologischen Problemen, die Freud während seines ganzen Erwachsenenlebens beschäftigten: Liebe, Hass, Gier, Verrat.« Mit der Psychoanalyse hatte Freud auch die Macht von Worten entdeckt. Seine erste Patientin, Bertha Pappenheim, hatte das Verfahren nicht umsonst eine »Redekur« genannt, in der es vor allem darum ging, verdrängte Wünsche zu enthüllen, um auf diese Weise psychische Schwierigkeiten zu überwinden. Die Psychoanalyse kann daher mit Musik als solcher wenig anfangen, wohl aber etwas mit der Poesie von Texten oder der Symbolik, die einzelnen Stilrichtungen eingeschrieben ist. Sie ist, in den Worten ihres Begründers, eine »Psychologie der Liebe«, wenn »Liebe« dabei in einem weiten Sinne verstanden wird, als »Libido«.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der M&R 5/2014, erhältlich ab dem 29. August 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.