Jüdische Intellektuelle halten mit ihrer schonungslosen Ideologiekritik deutschen Israelsolidarisierern den Spiegel vor. Der – zugegeben hässliche – Anblick löst allerlei regressive Reflexe aus
Moshe Zuckermann
Oft wird die Frage gestellt, warum israelische Intellektuelle und Aktivisten nach Deutschland reisen, um ihre kritische Sicht des Zustands in ihrem Land und des Nahostkonflikts einem nicht israelischen Publikum darzulegen. Die Antwort darauf ist denkbar einfach: Weil sie um ihr Land besorgt sind. Entsprechend treten sie auch in Israel kritisch auf, kämpfen um dessen Emanzipation (und zahlen einen nicht geringen persönlichen Preis dafür). Und weil sie über die Entwicklung im eigenen Land entsetzt sind, mithin die Hoffnung verloren haben, dass die israelische Bevölkerung es noch aus eigener Kraft schafft, den dauerhaft herrschenden Zustand umzuwälzen und den Frieden herbeizuführen, wenden sie sich an Öffentlichkeiten in Europa und den Vereinigten Staaten – in der fahlen Zuversicht, dass eventuell »von dort« die »Erlösung« kommen möge. In Israels politischer Kultur ist dieses Vorgehen der Hinwendung zum Ausland mitnichten ungewöhnlich: Israel war seit seinem Anbeginn ein Land, das offiziell auf Spender und Sponsoren zählte – seien es Juden in aller Welt, seien es geopolitische Schutzmächte, allen voran die USA.
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Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie & Rhythmus 4/2017, erhältlich ab dem 29. September 2017 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.