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Zur (Psycho-)Analyse des Antisemitismus in der Musik
Susann Witt-Stahl
Die Musik gilt den Ideologen des mit dem Kapitalismus aufgekommenen modernen Antisemitismus als wichtigstes Kampffeld auf kultureller Ebene. Ein wesentlicher Grund war die Befürchtung, dass »der Jude« die Tonkunst als ideales Medium der »Tarnung« zum Zweck der Durchdringung und Bemächtigung »fremder Erlebnisräume« benutzen könnte, wie sie der Autor Julius Friedrich 1936 in der Zeitschrift Die Musik formulierte: Es liege in der Natur der Musik, dass sich »ihre Werte oder Unwerte« nicht so leicht dechiffrieren ließen. »So ist diese von rein gefühlsmäßiger Erkenntnis abhängige, äußerliche Indifferenz der Erscheinung für die jüdische Mentalität der willkommene Anreiz zu einer Ausmünzung gewesen.« Die Gerüchte über die Juden, die Schmähung ihres Kunst- und Kulturschaffens flankierten bis zur Kulmination in der Massenvernichtung die ökonomische, soziale und politische Diskriminierung. Die Musik jüdischer Komponisten – wie der Charakter »der Juden« allgemein – sei geprägt vom Parasitären, Hang zum Epigonalen und Eklektizismus, so das antisemitische Klischee. In den Werken der Juden finde sich das papageienhaft Nachäffende, das auch der jüdischen Sprechweise eigentümlich sei. »Der Jude hat nie eine eigene Kunst gehabt«, meinte Richard Wagner in seinem Aufsatz »Das Judenthum in der Musik« von 1850, der bis heute als Fundament des Kulturantisemitismus gilt.
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