
Foto: Desmond Boylen (Reuters)
»Möwen oder Drohnen«: Noch existiert die US-Blockade gegen Kuba, doch rückt ihr Ende näher – mit welchen Folgen für die kubanische Kultur- und Musikszene?
Tobias Thiele
»Havanna wartet und schaut auf das Meer«, singt Hans-Eckardt Wenzel auf seinem jüngsten Album »Viva la poesía«, aufgenommen vergangenes Jahr auf Kuba. Worauf wartet die Millionenhauptstadt? »Wer wird wohl kommen? / Und was bringt er her? / Kommt ein Schiff mit Melonen? Kommt ein Makler mit Geld? / Kommen Möwen oder Drohnen hinterm Meer aus der Welt?« Bange Fragen, sinnbildlich gestellt. Sie drängen sich angesichts der Wende der US-Politik inzwischen regelrecht auf. Jahrzehntelang hielt die Blockade an, die Washington über die »rote Perle der Karibik«, wie die Insel auch genannt wird, verhängt hat. Nun gaben sich Barack Obama und Raúl Castro die Hand und telefonierten miteinander – der Rest wird derzeit an Verhandlungstischen ausgemacht.
Es tut sich also etwas, das so noch nicht absehbar war, als Wenzel, der weitsichtige Poet und Liedermacher aus Wittenberg, Anfang Dezember 2014 die Record-Release- Party zu seiner Kuba-CD feierte. Dennoch war die Hoffnung auf Normalität in den Beziehungen zum supermächtigen Nachbarn damals schon spürbar. Mit ihr natürlich auch die bange Frage, welche Register der ansonsten so aggressive und kriegerische Weltgendarm ziehen könnte, um Kuba mit anderen Mitteln in den Griff zu bekommen. Durch Boykott, unzählige Anschläge und die militärische Invasion von 1961 war das nicht gelungen. Der Socialismo tropical hielt durch, sozialistisch reich an Bildung und Medizin, sozialistisch arm an vielen Gütern, an Internet – und Gitarrensaiten.
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