
Kreativer Protest in Berlin: Die Initiative »Haben und Brauchen« vertritt Künstlerinteressen
Foto: Ólafur Ólafsson und Libia Castro / Haben und Brauchen
Alexandra Manske beleuchtet die komplexen Arbeitsverhältnisse in der Kreativwirtschaft
Interview: Fabian Schwinger
Die Hamburger Sozialforscherin Alexandra Manske liefert in ihrem neuen Buch »Kapitalistische Geister in der Kultur- und Kreativwirtschaft« weitreichende Einblicke in die Arbeitsverhältnisse des zeitgenössischen Kultursektors. Mit M&R sprach Alexandra Manske über den Mythos der Kreativen, seine Vereinnahmung durch den neoliberalen Zeitgeist und die Möglichkeiten einer bereichsübergreifenden Solidarisierung.
Frau Manske, handelt es sich bei den »Kreativen« nicht um eine verschwindend geringe Gruppe der hierzulande Tätigen?
Von den 30 Millionen Erwerbstätigen, die im Dienstleistungsbereich arbeiten, sind 1,6 Millionen in den Kreativbranchen tätig – aus empirischer Sicht ist das eine beachtliche Zahl. Vor allem ist es wahnwitzig, wie sie sich in den vergangenen Jahren gesteigert hat: Von den 1960ern bis zum Ende der 80er hatten wir ein 70-prozentiges Wachstum der Menge an Erwerbspersonen in diesem Bereich – und in den 20 Jahren seit der ersten gesamtdeutschen Berufsstatistik 1992 hat sich die Zahl der Erwerbstätigen in den Kreativbranchen nochmals verdoppelt. Trotz miserabler Arbeitsbedingungen erfreuen sich diese Erwerbsfelder also einer anhaltenden Attraktivität.
Berücksichtigen diese Zahlen auch die Arbeit im Bereich der Musik?
Zu den elf Branchen, die zur Kreativbranche gezählt werden, gehört natürlich auch die Musikbranche. Schon weil Musik ja eine der vier klassischen Kunstsparten darstellt, ist sie im Herzen dessen, was wir unter künstlerisch-kreativer Arbeit verstehen. Im internen Vergleich sind selbständige Musiker, was die Einkommen angeht, sogar besonders arm dran. Sie verdienen nämlich am wenigsten von allen – im Schnitt aktuell knapp 13.000 Euro im Jahr. Dabei muss man hier klar zwischen den Geschlechtern unterscheiden. Während selbständige Musiker gut 14.000 pro Jahr verdienen, sind Musikerinnen mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von knapp 11.000 Euro noch ärmer dran. Das zeigt: Wer von der sozialen Frage und den prekären Arbeitsbedingungen in der Musikbranche spricht, muss auch über geschlechtsspezifische Ungleichheiten reden.
Dennoch ist die Arbeit in der Kreativbranche ungebrochen attraktiv – warum?
Von den 50er- bis 70er-Jahren lebten wir in einer Aufsteigergesellschaft, die es in Kombination mit einem enormen materiellen Aufschwung ermöglicht hat, Lebenskonzepte jenseits der »fordistischen Normalexistenz« auszubilden.
Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 3/2016, erhältlich ab dem 29. April 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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