Punk gilt als die radikalste musikalische Kriegserklärung an Staat und Kapital. Zum einen weil er mit seiner Aggressivität, rasenden Beats und militanten Imperativen (»Eat the Rich!«) den Soundtrack für Häuserkämpfe und Straßenschlachten lieferte. Zum anderen, weil Punk mit seiner ironischen Distanz zur kommerziellen Rockmusik und deren angeblich »aufrichtigen Messages« den Betrug der Unterhaltungsindustrie entlarvte und mit der Entwertung seiner Produkte (durch eine provozierende Reduktion des musikalischen Materials und seine Non-Profit-Strukturen) die Warenform symbolisch kollabieren ließ. Aber die Geschichte von Punk ist auch die Geschichte seines Scheiterns – an denselben Widersprüchen der Gesellschaft, die er so schonungslos angegriffen hatte, denselben Lügen, derer er die Kulturindustrie überführt hatte …
Oi!-Musik – mehr Selbstinszenierung als Klassenkampf
Maciej Zurowski
In England vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht der Glanzzeit des Punk gedenkt. Die Sex Pistols sind nicht erst mit Danny Boyles Olympia-Eröffnungsvideo Teil des Britishness- Konsensus geworden. Auf BBC wird man mit Punk-Retrospektiven geradezu bombardiert. Kein Wunder – war die frühe Londoner Punkszene doch die Schule derer, die heute in den britischen Medien-, Designund Modeindustrien die Fäden ziehen.
Dem betont proletarischen und rowdyhaften kleinen Bruder des Punk wurde kein solches Schicksal zuteil: An Oi! erinnert man sich nur selten und mit Naserümpfen. Das untrennbar mit dem Skinhead- und Hooligan- Milieu verbundene Subgenre, das um 1980 von Bands wie Angelic Upstarts und The 4-Skins eingeläutet wurde, galt als Sammelbecken für Reaktionäre, in dem sich vorwiegend Schläger, Sexisten und Rassisten tummelten.
Der Mann, der Oi! seinen Namen gab, sieht das anders.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der M&R 3/2014, erhältlich ab dem 25. April 2014 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.