Hawkwind kreierten ein Paralleluniversum zum fortgeschrittenen Kapitalismus
Maciej Zurowski
20 Jahre nach dem Tod von John Maynard Keynes schien die Rechnung des britischen Wirtschaftswissenschaftlers zumindest teilweise aufzugehen. Das Großbritannien der 60er-Jahre konnte nahezu Vollbeschäftigung verzeichnen, und junge Menschen aus allen sozialen Schichten hatten erstmals ein erträgliches Einkommen. Sicherlich nicht im Sinne des Erfi nders war, dass der präzedenzlose Wohlstand die Grundlage für allerhand Experimente mit Drogen, Philosophie, Politik und Sex bildete. Die Jugend hatte Blut geleckt.
Das galt nicht nur für Studenten: Auch manchen Jungproleten schwante nun, dass ihnen die verheißungsvolle Freizeitgesellschaft nicht zuteil würde, wenn sie nicht ordentlich nachhalfen. Typen wie Nik Turner und Dave Brock – Mitbegründer der Stoner-Rockband Hawkwind – beendeten ihre Hilfsarbeiter-Karrieren und machten es sich im dicht gesponnenen sozialen Netz bequem. Im Londoner Freak-Untergrund widmeten sie sich der Illusion einer befreiten Parallelgesellschaft im Hier und Jetzt: künstlerische Arbeit als erstes Lebensbedürfnis, utopischer Sozialismus auf LSD.