»Bodies« von Drowning Pool: Der Nummer-eins-Hit auf den Schlachtfeldern des Irak und Afghanistans erzählt die Geschichte von der Vermarktung der Rockmusik ohne Rücksicht auf Verluste. Beobachtungen zur durchaus ernsten Lage der Popmusik
Text: Gerd Schumann, Fotos: Shannon Stapleton/Reuters
Gegen die vier Boys aus Texas, Heavy Metalisten aus dem Bilderbuch, schick gepierct und fein tätowiert, muten die fünf krachledernen Jungs aus Germanien an wie liebe nette Waisenknaben. Rammstein mit ihren pyrotechnischen Selbstversuchen sind zuständig für die Show zum Thema Gewalt, Drowning Pool für die Predigt. Während Till Lindemann, der massige Vordermann der Deutschen, ein gelernter Feuerwerkstechniker, mit teutonischem Sprechgesang und dreifach gerolltem R nah am Rand zur Lächerlichkeit herumwankt, rücken die Texaner in Kampfstiefeln vor, breitbeiniger Sackträger-Ausfallschritt, kreisende Köpfe, grunzender Chor, delirierend: Schlagt die Körper zu Boden!
Der GI in Bagdad sagt: »›Let The Bodies Hit The Ground‹ von Drowning Pool hören wir am meisten. Wenn wir den Feind töten, wenn wir hier durch Bagdad rollen – dann passt das Lied einfach zu unserem Job.« C. J. Pierce, der Gitarrist der Band, versucht, abzuwiegeln: »Keine Ahnung, ob wir der inoffizielle Soundtrack des Militärs sind. Aber die Jungs in ihren Panzern, die schnallen einen Ghettoblaster oben drauf. Und cruisen so vor sich hin.« Trotzdem sei ihre Musik »überhaupt nicht politisch. Wir haben zwar ein Lied, das heißt ›Soldiers‹, Das ist ein Dankeschön an unser Militär, weil es den Frieden bewahrt.« Dann sagt er noch, eher entschuldigend als selbstbewusst: »Scheiße, dass du den Krieg brauchst, um Frieden zu haben. Aber das war schon immer so.«
Schon immer Krieg für den Frieden? Drummer Mike Luce dazu: »Du kannst den ganzen Tag drüber streiten, ob wir (die USA, gs) die Weltpolizei spielen müssen. Und wir als Band haben oft eine ganz bestimmte Meinung zu solchen Dingen. Sind wir deswegen politisch? Das glaubst du doch selber nicht. Wir sind nur ne Rock‘n‘Roll-Band.«
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 2/2013, erhältlich ab dem 1. März 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Slayer – Raining Blood: www.youtube.com/watch?v=CUDWLp1yIWw
Drowning Pool – 300 Bodies: www.youtube.com/watch?v=MgkkdiPPNo8
Gerd Schumann lebt in Berlin. Er arbeitet als Autor u.a. für Melodie&Rhythmus, das Magazin Hintergrund und die Tageszeitung junge Welt.