Musik als Waffe in den Kriegsfilmen »Apocalypse Now« (USA 1979) und »Männer, die auf Ziegen starren« (USA 2009)
Text: Angelika Nguyen, Fotos: United Archives, Lucas Jackson/Reuters
Beide Filme, stilistisch diametral und genau dreißig Jahre auseinander, sind eine Reflektion über den Vietnamkrieg, der eine als Tragödie, der andere als Farce.
»Apocalypse Now« des Regisseurs Francis Ford Coppola zeigt den mentalen und psychischen Zustand der USSoldaten im Vietnamkrieg aus Sicht der Nachkriegszeit. Auf geheimer Mission soll Captain Willard (Martin Sheen) den abtrünnigen Colonel Kurtz ausfindig machen und töten.
Als Roadmovie angelegt, öffnet der Film eine breite Palette von Aspekten des Vietnamkrieges: die Regellosigkeit dieses Krieges wie auch die Demoralisierung der US-Soldaten, die rassistische Indoktrinierung ihres vorgeblichen Bündnisses (mit Südvietnam), Mordlust und Massaker, Drogenkonsum und Tropenhitze, Todesangst und Langeweile.
In riesigen Arrangements und kleinen Dramen wird die Überheblichkeit der Amerikaner und ihr Desinteresse an dem kleinen Land sichtbar. Damit einher geht der vielfach anwachsende Wunsch nach Vernichtung. »Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen.« lautet nur ein Kommentar des durchgeknallten Lieutenant Colonel Bill Kilgore.
Dagegen verarbeitet der relativ junge Film »Männer, die auf Ziegen starren« von Grant Heslov mit drei durchgedrehten Späthippies als »gute Amerikaner« in einer komischen Mission für Gewaltlosigkeit in der Armee das nationale Trauma einschließlich der Erfahrungen des »Krieges gegen den Terror« im Irak und Guantánamo. »Vietnam hat unsere Seele zerstört«, sagt Bill Django (Jeff Bridges), eine Art Psycho-Coach des Militärs. Er sieht die gesamte USArmee als Trauma-Patienten, der Entspannungstechniken und Sanftmut erlernen muss.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 2/2013, erhältlich ab dem 1. März 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Apocalypse Now
Der Soundtrack zu »Apocalypse Now« wurde von Carmine Coppola komponiert, die dafür 1980 mit dem Golden Globe ausgezeichnet wurde. Als Fremdkompositionen zum musikalischen Einsatz kamen u.a. »The End« von The Doors, »(I Can‘t Get No) Satisfaction« (Jagger/Richards) von The Rolling Stones, »Love Me, And Let Me Love You« von Robert Duvall, Walkürenritt (Richard Wagner) aufgeführt von den Wiener Philharmonikern unter Georg Solti, »Let The Good Times Roll« von Leonard Lee, »Suzie Q« (Hawkins/Lewis/Broadwater) von Flash Cadillac, »Surfin‘ Safari« (Wilson/Love) von den Beach Boys.Männer, die auf Ziegen starren
Zu militärischen parapsycholgischen Forschungsprogrammen der beiden damaligen Supermächte Sowjetunion und USA während des Kalten Krieges existieren zahlreiche Spekulationen. Ein sowjetisches Programm ist derzeit nicht belegbar. Die CIA betrieb von 1953 bis in die 70er Jahre das im Film erwähnte Projekt MK ULT RA, von 1972 bis 1995 forschte das US-Militär im Bereich der Parapsychologie unter dem Codenamen »Star Gate«. Auch militärische Forschungen zur Bewusstseinsveränderung bei Probanden durch die US-Regierung gelten als gesichert (aus Wikipedia).
Angelika Nguyen, geb. 1961 in Berlin, studierte Filmwissenschaft an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) Babelsberg, drehte 1991 den Dokumentarfilm »Bruderland ist abgebrannt« über vietnamesische Immigranten, schreibt regelmäßig Filmkritiken auf ostblog.de, Vor- und Nachwörter. Essays und Studien in Filmzeitschriften