Foltern, ohne anzufassen: Wie Musik als Mittel eingesetzt wird, um Menschen zu quälen. Ein Gespräch mit dem Dokumentarfilmer Tristan Chytroschek
Interview: Ulrich Grunert, Foto: A&O Buero Filmproduktion
Das Wort »Musik« stammt aus dem Griechischen: »Musike techne« bedeutet »Kunst der Musen«. Die »Tonkunst«, als die der »Brockhaus« Musik definiert, gehört dazu und soll »Geist und Gemüt« anregen. So das klassische Ideal. Dieses entwickelte sich durch die Zeiten und bestätigte durchweg seine Schönheit. Es diente der Unterhaltung, dem Tanz, der Übermittlung von Geschichten und Geschichte, Barden wurden zu Nachrichtenvermittlern. Musik wurde Mittel zum Zweck und befriedigte Künstler und Publikum zugleich. Zelebriert an den Adelshöfen widerspiegelte sie zudem gesellschaftliche Abhängigkeiten, vermittelte in den Kirchen Ideologie, sorgte für Ablenkung vom tristen Alltag oder förderte die Motivation bei der Arbeit – im Handwerksbetrieb oder auf dem Feld. Sie war nützlich – und sie wurde missbraucht. Dem Militär diente sie als Signalgeberin, um Schlachtenformationen zu erstellen oder einfach um zu drillen.
Wie die an sich magische Wirkung von Musik gar zur heimtückischen und tödlichen Waffe werden konnte, zeigt der Filmemacher Tristan Chytroschek in dem Dokumentarfilm »Musik als Waffe«. Die Koproduktion von ZDF und ARTE wurde im November 2012 in New York mit einem International Emmy Award ausgezeichnet. Sie hat weltweit für einiges Aufsehen gesorgt. Wir sprachen mit dem Regisseur über seine Recherchen, die Erfahrungen während der Dreharbeiten und die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Christopher Cerf. Einige von dessen für die Kinderserie »Sesamstraße« geschriebene Lieder wurden zur Folter im US-Sonderlager Guantánamo auf Kuba eingesetzt.
Wie sind Sie auf das Thema »Musik als Waffe« gestoßen?
Da muss ich etwas weiter ausholen. Meine Mutter wurde 1933 in einem kleinen schwäbischen Örtchen geboren. Als Kind ihrer Generation war sie im »Bund deutscher Mädel« …
… das war während der Nazi-Herrschaft das Pendant zur Hitlerjugend für Mädchen und junge Frauen …
Ja – und meine Mutter hat damals ein Liederbuch geschenkt bekommen. Als wir vor sechs oder sieben Jahren beim Aufräumen waren, fiel uns es uns – es hieß »Wir Mädel singen« – in die Hände.
Das komplette Interview lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 2/2013, erhältlich ab dem 1. März 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Tristan Chytroschek, geboren 1968 in Pforzheim, hat als Autor, Regisseur und Produzent für die BBC und Channel Four in Großbritannien gearbeitet und für Discovery/TLC in den USA. Er lebte und arbeitete insgesamt zwölf Jahre in London, Los Angeles, Mexiko Stadt und Cordoba/ Argentinien, bevor er nach Deutschland zurückkehrte. Seit 2004 ist er Mitinhaber der a&o buero filmproduktion.
Verleihkontakt über www.a-o-buero.de
Der Film »Gewalt als Waffe« ist auf YouTube zugänglich:
www.youtube.com/watch?v=t7T0oH6PWLU