Popmusik im Krieg, oder: Wie der deutsche Soldatensender Radio Andernach für Stimmung in der Truppe sorgt
Text: Raoul Wilsterer, Foto: Björn Kietzmann
Es geht um Soldatensender, und viele kennen die Szene: Hollywood-Star Robin Williams, der den Radio-Moderator Adrian Cronauer spielt, kreischt in den Himmel von Saigon: »Good morning, Vietnam«. Der gleichnamige Film wurde vor einem Vierteljahrhundert gedreht, das Geschehen handelt vom Vietnamkrieg (1957-1975), der Soundtrack umfasst sage und schreibe 33 Titel Popmusik, allesamt eingesetzt, um die Besatzungstruppen aus den fernen USA bei Laune zu halten, sie psychisch aufzumöbeln, sie vergessen zu lassen, sie aufzupushen oder in Ergänzung zu den üblichen Drogen den Seelenstoff zum Töten zu liefern. Ein kulturelles Stück Nordamerika im tiefsten Südostasien, das den GIs und Marines ihre lädierte Moral zurückgeben soll.
Wie die deutschen Cronauers heißen, lässt sich nicht genau sagen. Die personelle Besetzung von Radio Andernach, dem deutschen Soldatensender in Camp Marmal, Mazar-e Sharif/Afghanistan wechselt schon mal. Der Chef des Senders allerdings ist bekannt. Er heißt Markus Herholt, Bundeswehr-Dezernatsleiter und Oberstleutnant. Kennzeichen breites Lächeln in markantem Gesicht, knallig rotes Barett auf dem Kopf. Nein, kein grünes wie jenes, dem die US-Spezialtruppe in Vietnam ihren Namen verdankt: The Green Berets. Deren Heldensong »The Ballad Of The Green Berets« machte 1966 US-Sergeant Barry Sadler weltberühmt und zum Millionär (deutsche Version von Freddy Quinn: »Hundert Mann und ein Befehl«). Also rot statt grün, Afghanistan statt Vietnam. Kolonialkrieger damals und heute.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 2/2013, erhältlich ab dem 1. März 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Good morning, Vietnam
USA 1987, 121 Minuten, Regie: Barry Levinson, Hauptdarsteller: Robin Williams, Forrest Whitaker, Tung Thanh Tran; Musik: Alex North. Eingesetzt wurden unter anderem Songs von: Them, Frankie Avalon, The Beach Boys, Perry Como, James Brown, Wilson Pickett, Adam Faith, Herb Alpert, Martha and the Vandellas. The Searchers, Louis Armstrong, Georgie Fame. Bob Dylan, The SupremesLili Marleen
BRD 1981, 120 Minuten, Regie: Rainer Werner Fassbinder, Hauptdarsteller: Hanna Schygulla, Hark Bohm; Musik: Peer Raben. Das Lied »Lili Marleen« stammt von Hans Leip (Text) und Nobert Schulze (Musik). Es wurde im Original von Lale Andersen gesungen.