Musik als Waffe im Kampf für den Frieden: Als Beatle John zum Aktivisten und politischen Songschreiber wurde
Text: Ulrich Grunert, Foto: jW-Archiv
Sein erstes Buch schrieb John Lennon 1951. Da war er elf. Es war selbstgebastelt. Der junge Autor nannte es »A Treasury Of Art and Poetry« (Ein Schatzkästchen aus Kunst und Poesie). Der Titel deutete die Richtung an, in die er später als Musiker gehen wollte.
Im Mai 1968 ging Lennon mit seinem ersten explizit politischen Lied ins Studio und brachte nicht nur seine Band-Kollegen in Verwirrung. Dabei war alles ganz einfach und erklärbar. Die Realität brach sich Bahn und veränderte die seit Sgt. Pepper dominierende Fantasiewelt des Beatles-Imperiums.
Ab Februar 1968 hatte die Eskalation der Tet-Offensive den Vietnam-Krieg zum Dauerthema der TV-Berichterstattung gemacht. Studenten demonstrierten in New York, Paris und London. Vor der US-Botschaft am Grosvenor Square lieferte sich die britische Polizei mit hunderttausenden Kriegsgegnern heftige Straßenschlachten. Anfang Mai brannten in Paris die Barrikaden, nachdem Präsident Charles de Gaulle die französische Nationalversammlung aufgelöst hatte. Die französische Studentenrevolution hatte schnell auch die britischen Universitäten erreicht. Und es war Lennon, der den brutalen Wechsel des Zeitgeistes als erster in der Band erfasste. Er forderte, der Song solle die nächste Single werden. Der Titel konnte nicht direkter sein: »Revolution«.
Hatte da die Beatles-Botschaft von Liebe und Frieden ausgespielt? Laut Zeugen im Studio waren Paul, George und Ringo nicht sehr froh über die Rückkehr von Lennons Songschreiber-Ambitionen nach langen Monaten des Rückzugs. Um seine Position zu stärken, nahm Lennon am zweiten Tag der Aufnahme seine neue Freundin mit ins Studio. Von nun an waren Yoko Ono und John Lennon unzertrennlich. Nachdem »Revolution« im Spätsommer 1968 als Single herausgekommen war, druckte die linke britische Zeitschrift »Black Dwarf« einen offenen Brief, in dem die Musik des Songs zwar gelobt wurde, Lennons Text aber wegen seiner angeblichen »Weichheit und Unentschlossenheit « schwer angezählt wurde. Besonders die Zeilen »But when You talk about destruction, don‘t you know that you can count me out …« (Aber wenn ihr von Zerstörung redet, wisst ihr nicht, dass ihr da nicht auf mich zählen könnt …) wurden mit Verachtung gestraft. Er saß zwischen allen Stühlen, verstand sich als Friedenskämpfer und Pazifist. Das brachte ihn in Kontroverse zu den auch militanten Protesten der Zeit.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 2/2013, erhältlich ab dem 1. März 2013 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Alle O-Töne John Lennons stammen aus dem Buch »Zwei Jungfrauen oder Wahnsinnig in Dänemark«, erschienen bei Pendragon in Bielefeld.
Dokumentation: Lennon
NYC, USA, 2010, 115 Minuten, ARTE
F, Regie: Michael Epstein