
Zuckerrohrernte auf einer Plantage der Compagnie des Antilles, 19. Jhd.
Foto: Imago Images / Kharbine-Tapabor
500 Jahre Kolonialismus und ideologische Verschleierung seiner Barbarei
Arnold Schölzel
Im 1580 erschienenen ersten Buch der »Essais« (Versuche) von Michel de Montaigne (1533–1592) findet sich als 30. Hauptstück »Von den Cannibalen« (hier zitiert nach der Übersetzung von Johann Daniel Tietz 1753). Unter dem Eindruck von weniger als 100 Jahren Unterwerfung der Einwohner Süd- und Mittelamerikas, die in diesem Zeitraum zu etwa 90 Prozent durch Gewalt und eingeschleppte Krankheiten getötet worden waren, untersuchte der französische Jurist, Politiker und Philosoph die Frage, was diese erste große Massenvernichtung der Neuzeit bedeutet. Fest steht heute: Menschenmord und Genozid sind Bestandteile des Kolonialismus der Europäer, Nordamerikaner und Japaner bis hinein ins 21. Jahrhundert. Der Zweite Weltkrieg, der vom faschistischen Deutschland in Osteuropa als kolonialer Feldzug geführt wurde, war dort mit der bislang umfassendsten geplanten Tötung von Menschen verbunden.
Heute ist die Welt noch immer in kolonialer Verfassung – und erneut ist bewusst herbeigeführter massenhafter Tod deren zentrales Merkmal. Millionen Menschen sind in den vom Westen in den vergangenen 30 Jahren militärisch überfallenen Ländern im Zeichen des »Kriegs gegen den Terror« ums Leben gekommen. Die hemmungslose Naturzerstörung durch eine Handvoll Staaten hat vor allem für die Gesellschaften in den ärmeren Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas längst tödliche Konsequenzen. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2022, erhältlich ab dem 17. Dezember 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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