
Foto: Juan Medina (Reuters)
Zwischen Aufbruch und Stagnation
Salif Keïta erkundet die Widersprüche des postkolonialen Bewusstseins
Jörg Tiedjen
Es ist ein Lied, wie man es sich melancholischer kaum vorstellen kann: »Folon« von Salif Keïta. Mit zärtlich-gebrochener Stimme ruft der malische Sänger darin eine Vergangenheit wach, in der »das Leben eine positive Erfahrung war«, wie er einmal im Interview mit dem ugandischen Journalisten Opiyo Oloya sagte; »Folon« ist Malinke und heißt »damals«. Gleichzeitig beschwört der Song aber auch einen Zustand vollkommener Gleichgültigkeit: »Damals wurdest du nicht gefragt / Damals wurde ich nicht gefragt / Damals geschah es einfach / Damals … Alles, was geschah / Damals … Niemanden kümmerte es.«
Geradezu klagend fährt das Lied fort: »Wer einen Gedanken hatte / Wer Glück hatte / Wer Hunger hatte / Damals … Egal, was du empfandest / Damals … Du konntest es nicht sagen / Damals, damals … Niemanden kümmerte es.« Die letzte Strophe wechselt in die Gegenwart und mahnt: »Heute wirst du gefragt / Heute werde ich, ich werde gefragt / Heute sind wir alle gefragt / Heute … Bei allem, was geschieht / Auf dich kommt es an.« Gleichwohl lautet der abschließende Vers: »Damals, damals … Niemanden kümmerte es.«
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 4/2015, erhältlich ab dem 26. Juni 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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