[↔] Gendersprache
Eine Glosse von Tibor Vogelsang
Ein Gespenst vernebelt die Köpfe – das Gespenst des Genderns. Der Trugschluss, dass durch die Vermengung des natürlichen Geschlechts (Sexus) mit dem grammatischen Geschlecht (Genus) mittels Sprache Gleichberechtigung hergestellt werden kann, setzte unter BRD-Feministinnen in den 80er-Jahren ein. Die mehrheitlich berufstätigen DDR-Frauen sprachen lieber davon, etwa Ingenieur oder Facharbeiter zu sein – ganz einfach weil sie es waren. Bekanntlich sind die Ostdeutschen aber durch »Töpfchenzwang« (Christian Pfeiffer) »verzwergt« gewesen (Arnulf Baring). Folglich konnten sie nicht erkennen, was ihre westdeutschen Geschlechtsgenossinnen suchten und scheinbar fanden: Die Verwendung grammatisch männlicher Formen (generisches Maskulinum) würde Frauen, heute auch Trans- und Intersexuelle, gedanklich ausklammern, ergo diskriminieren.
Mangelnder linguistischer Sachverstand und allgegenwärtiger Opportunismus – auch unter Linken – haben inzwischen einen Feldzug für »geschlechtergerechte Sprache« ausgelöst, dem sich Politiker bereitwillig anschließen: Denn Gendersternchen sind symbolgewaltig, kostengünstig und eine ideale Nebelkerze im neoliberalen Verteilungskampf. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2021, erhältlich ab dem 18. Dezember 2020 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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