60 Jahre »Intolleranza 1960«
Foto (Montage): public domain, https://vec.wikipedia.org/wiki/File:Emilio_Vedova_Senza_Titolo.jpg, CC BY-SA 4.0
Luigi Nonos antifaschistische Oper als Anklage der Verhältnisse
Bastian Tebarth
Von der Empore hagelte es Stinkbomben, neofaschistische Gruppen schrien: »Diese Oper macht krank!«; während einer Folterszene wurde »Viva la polizia!« skandiert. Die Uraufführung von Luigi Nonos »Intolleranza 1960« am 13. April 1961 im altehrwürdigen Teatro La Fenice in Venedig wurde immer wieder unterbrochen. Nonos Anhänger ließen mit einer Reaktion nicht auf sich warten und riefen: »Kretins!«, und: »Dreckige Faschisten!« Ein Aufruhr, der für das Italien der damaligen Zeit durchaus ungewöhnlich war – die bleiernen Jahre, in denen der Staat auf Kommunistenjagd ging, brachen erst am Ende des Jahrzehnts an.
Dass Nonos erste Oper einen Skandal auslöste, war aber nicht überraschend. Vor allem im ersten Jahrzehnt seiner Karriere hatte die bürgerliche Presse den italienischen Komponisten mit aggressivem Spott bedacht. Über eine frühe Komposition, die zu Beginn der 1950er-Jahre bei den Darmstädter Ferienkursen uraufgeführt wurde, urteilte etwa die FAZ: »Diese Verdauungsstörung eines musikalischen Stotterers, dieser Leichnam von einem kompositorischen Gebilde durfte die Jury-Sperre nicht passieren.«
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Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 1/2020, erhältlich ab dem 13. Dezember 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.