
Illustration: Eva Schönfeld
Die Winnetou-Filmmusik und der ewige Apachen- Häuptling Pierre Brice bleiben unsterblich im Kollektivgedächtnis der Deutschen
Diego Castro
Die Weite der Prärie liegt vor uns. Musik erklingt. Sie atmet einen schleppenden Takt, vorgegeben vom Schritt des treuen Rappen, der nach tagelangem Ritt zuverlässig auf dem Rücken seinen Besitzer trägt, den stolzen Häuptling der Mescaleros. Der langsame Beat eines elektrischen Basses, der von einer leisen Western-Gitarre kontrapunktiert wird, gleicht dem Herzschlag des innerlich in sich ruhenden Kriegers. Während sein wachsamer Blick den Horizont nach Rauchzeichen abtastet, bauen sich durch die Hallspirale ins überirdisch große Streicher auf und malen lange, steigende Melodiebögen an den strahlend blauen Himmel. Ein Bläsersatz gemahnt mit subtilen Tiefen an die felsige Erde und die Geschichte der Urahnen, die in diesem heiligen Boden eingeschrieben ist: Apachen-Gebiet!
Die Winnetou-Melodie hat wohl so gut wie jeder im Ohr. Wer in den 1960er-Jahren aufwuchs, dem ist sie unweigerlich implantierter Teil der Kindheit. Noch heute weckt diese kitschige und doch so meisterhaft arrangierte Musik Erinnerungen an die einzigartigen Bilder, mit denen Kameramann Ernst W. Kalinke die kroatische Berglandschaft eingefangen hat. Kreiert hat sie der Hamburger Komponist Martin Böttcher, der zuvor bereits die eher verjazzten Soundtracks von »Die Halbstarken« oder den Edgar-Wallace-Streifen geschrieben hatte. Böttchers Leben selbst war filmreif. Der verhinderte Pilot brachte sich als Kriegsgefangener auf einer eingeschmuggelten Gitarre selbst das Zupfen bei und wurde schließlich Komponist. Sein Rezept, das wesentlich zum Erfolg der Winnetou-Filme beitrug, bestand aus stets neuen Variationen des »Old Shatterhand«-Themas, seinem ersten Beitrag zu Harald Reinls Versuchsreihe zum Deutschen Western – einer Weiterentwicklung des Heimatfilms.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 5/2015, erhältlich ab dem 28. August 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Anzeigen br>