
Foto: Wild Bunch Germany
Jean-Jacques Annaud erzählt eine Coming-of-Age-Geschichte aus der Mongolei
Martin Mutschler
China 1967. Zwei Studenten werden in die Innere Mongolei geschickt, um den vermeintlich ungebildeten Schäfern der weiten Berglandschaft Lesen und Schreiben beizubringen. Sofort jedoch vernachlässigt der Film diese ursprüngliche Absicht und zeigt stattdessen, wie Chen Zhen und Yang Ke sich einleben, das Land kennenlernen und an ihre Grenzen stoßen. In atemberaubenden 3D-Bildern zeigt Jean-Jacques Annaud, für den die Natur bereits in Filmen wie »Sieben Jahre in Tibet« oder »Der Name der Rose« eigene Kraft gewann, die mongolische Weite als scheinbar ewigen und nur geliehenen Lebensraum – mit dessen Zerstörung durch die eifrigen Parteigenossen, die im Auftrag Maos das Land erschließen sollen, sofort begonnen wird.
Geheimnisvoll durch verwehte Nachtaufnahmen und Bilder von im Eis erstarrten Leibern toter Tiere wirken hier die Szenen am »Schneesee«, der in der Mythologie der mongolischen Einwohner für den Zyklus von Werden und Vergehen steht. Immer wieder kommt der Film auf die Wünsche der Gottheit Tengri zurück, die mal dem schlichten Vorteil der Menschen dienen und mal für eine höhere moralische Instanz stehen, die von der welt-, ergo naturfremden Parteiführung mutwillig übergangen wird.
Der letzte Wolf
Wild Bunch Germany
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 5/2015, erhältlich ab dem 28. August 2015 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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