Hinter dem linken »Goya«-Banner befand sich das kleine Nebengelass namens Loft.
Das Berliner Loft war eine Bildungsstätte für den allerbesten Popgeschmack
Text: Wolf Kampmann, Foto: Alex Becher/ddp
Es war der 10. November 1991. Vom Berliner U-Bahnhof Nollendorfplatz kommend, machte ich vor dem ehrwürdigen Party- und Konzerttempel Metropol eine riesige Menschentraube aus. Eric Burdon stand auf dem Programm. Zieht der alte Haudegen wirklich so viele Menschen?
Ich selbst hatte ein Ticket für eine relativ unbekannte Band namens Nirvana, die gerade im Aufstieg begriffen war. Die spielten nicht im Metropol, sondern im Loft, einem schmucklosen Nebengelass im ersten Stock, das ungefähr 600 Gästen Platz bot. Ich staunte nicht schlecht, als die Massen gar nicht zu Burdon, sondern zu den Newcomern aus Seattle wollten. »Smells Like Teen Spirit« ging gerade auf MTV in die Rotation, und Kurt Cobain & Co. waren als neue Beatles in aller Munde. Der weitaus größte Teil derer, die gekommen waren, musste draußen bleiben, denn als die Show gebucht worden war, hatte wohl niemand geahnt, dass man die größte Rockband der neunziger Jahre einkaufen würde. Trotzdem waren viel mehr Leute im Loft, als die Feuerwehr erlauben würde. Kondensierter Schweiß tropfte von der Decke, und der Sound war so grottenschlecht, dass kein Mensch eine Vorstellung hatte, welche Songs die Band gerade spielen würde. Doch ich und einige Hundert andere Glückspilze um mich herum hatten schon damals das Gefühl, einem großen Moment beizuwohnen. Konzertabenteuer, auf die man heute vergeblich wartet. Geschichten, wie sie nur das Loft schrieb.
Den kompletten Artikel lesen Sie in der Melodie&Rhythmus 5/2012, erhältlich ab dem 31. August 2012 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch hier bestellen.
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