
»We-Drive-Proud«-Team von VW, CSD Berlin 2019
Foto: Volkswagen AG / Chris Noltekuhlmann
Die Queerbewegung im Bann der Kommerzialisierung und Vereinnahmung von rechts
Matthias Rude
Die diesjährige Fußballeuropameisterschaft fiel in den »Pride Month« der LGBTQ-Community (lesbisch, schwul, bisexuell, transgeschlechtlich, queer). Nachdem die UEFA den Antrag des Münchner Stadtrats abgelehnt hatte, die Allianz Arena beim Vorrundenspiel Deutschlands gegen Ungarn am 23. Juni in den Farben der Bewegung erstrahlen zu lassen, zeigte nicht nur der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein Herz für LGBTQ und trug während des Spiels eine FFP2-Maske in Regenbogenfarben. Auch viele internationale Konzerne zeigten Flagge, indem sie das LGBTQ-Symbol für Werbekampagnen in ihre Firmenlogos integrierten – zumindest in Ländern, in denen das gut ankommt.
Volkswagen etwa will als »Mobilitätspartner« der FIFA zwar der Fußball-WM 2022 in Katar, wo Homosexualität streng bestraft wird, eine Autoflotte zur Verfügung stellen. VW-Managerin Hiltrud Werner verkündet dennoch, der Konzern lehne jede Art von Diskriminierung ab, und behauptet: »Wir vertreten und leben diese Werte weltweit.« Bei der Commerzbank heißt es: »Zücken Sie Ihre Regenbogenfahnen und feiern mit uns das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung!« Die Bank, die unter anderem wegen ihrer Zusammenarbeit mit Rüstungsunternehmen in der Kritik steht, lebt nach eigener Aussage Vielfalt »nicht nur zur Pride Season, sondern an 365 Tagen im Jahr, denn wir wissen, bunte Teams sind erfolgreicher«. Die Deutsche Bank will »wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlichen Fortschritt fördern«, heißt es in einem Werbevideo – daher schickt sie ihre Teams auf die Paraden des Christopher-Street-Days (CSD). Warum? »Eine Frage der Kaufkraft«, die bei der globalen Queercommunity auf 3,7 Billionen US-Dollar geschätzt werde, so die Deutsche Bank. Und auch »Unterstützende kaufen eher bei Unternehmen, die sich für Gleichstellung einsetzen«. …
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2021, erhältlich ab dem 17. September 2021 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
Anzeigen br>