
Foto: Library of Congress
Tragischer Kontext
Richard Tauber
Gemeinhin sollten musikalische Werke nach dem Prinzip der Kunstautonomie rezipiert und beurteilt werden. Ihre Substanz, ihren inneren künstlerischen Code gilt es, zum Kriterium ihrer Bewertung zu erheben. Es gibt aber auch Schöpfungen, deren Entstehungs- und Wirkungskontext über das Werkimmanente hinaus nicht ignoriert werden kann. Schon deshalb nicht, weil das Wissen um besagten Kontext die Wahrnehmung des Werkes unwillkürlich affiziert; man entgeht der kontextgebundenen Wirkung der Assoziation nicht. So müssten Aufführungen der Berliner Philharmoniker anlässlich von Hitlers Geburtstag stets den Beigeschmack von »Führer«-Ergebenheit mit sich tragen, ungeachtet der Abstrusität, die Botschaft der 9. Sinfonie von Beethoven mit der Kriegs- und Vernichtungspolitik des Oberhaupts des Naziregimes in einen ideologischen Zusammenhang bringen zu wollen.
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Moshe Zuckermann ist Kunsttheoretiker und lehrt an der Universität Tel Aviv (u. a. Kritische Theorie). Er hat diverse Bücher und Aufsätze über Kunstautonomie und zur Kulturindustriethese von Theodor W. Adorno veröffentlicht. Darunter »Kunst und Publikum. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner gesellschaftlichen Hintergehbarkeit«. In den 1970er-Jahren war er als Komponist und Arrangeur tätig.
Der komplette Beitrag erscheint in der Melodie & Rhythmus 4/2019, erhältlich ab dem 13. September 2019 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.
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