Melodie & Rhythmus

Requiem für Prince

28.06.2016 14:03
Fotos: AP Photo/Alex Brandon / Michaela Rehle/REUTERS

Fotos: AP Photo/Alex Brandon / Michaela Rehle/REUTERS

»Sometimes It Snows in April«

Aufbäumen gegen das Unumgängliche

»Sometimes It Snows in April« ist eine betörend schöne Ballade aus dem 1986 erschienenen Album »Parade« von P rince. Obgleich das Album ein Eigenleben entwickelte, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es zu dem Soundtrack des Films »Under the Cherry Moon« gehörte, bei dem Prince Regie führte und als Darsteller auftrat. Er verkörperte den Hotelpianisten Christopher Tracy, dessen Tod in »Sometimes It Snows in April« Thema ist.

Musikalisch hält sich Prince in diesem Song an zugängliche Pop-Konventionen, die er aber gelegentlich durchbricht. So etwa, wenn er in der Zeile »I used 2 cry 4 Tracy because I wanted to see him again« überraschend von der Kehlstimme ins hohe Falsett übergeht. Oder wenn er in der zweiten Strophe bei »Unafraid of the death that left me hypnotized« beginnt, die Melodielinie soulig »schwarz« zu paraphrasieren. Besonders eindrücklich: die völlig unerwartete harmonische Verfremdung des bei der Zeile »Sometimes I wish life was never-ending« auf »wish« gesetzten Akkords. Dieser musikalische Wunsch-Einfall versetzt den Hörer für einen kleinen Moment in eine andere Sphäre, gleichsam in eine Parallel-Realität, ehe es konventionell weitergeht.

Moshe Zuckermann AnalyseMoshe Zuckermann ist Kunsttheoretiker und lehrt an der Universität Tel Aviv (u. a. Kritische Theorie). Er hat diverse Bücher und Aufsätze über Kunstautonomie und zur Kulturindustriethese von Theodor W. Adorno veröffentlicht. Darunter »Kunst und Publikum. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner gesellschaftlichen Hintergehbarkeit«. In den 1970er-Jahren war er als Komponist und Arrangeur tätig. Foto: Arne List

Die komplette Analyse lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 4/2016, erhältlich ab dem 1. Juli 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.

Ähnliche Artikel:

Anzeigen

TOP 10: November 2024

Liederbestenliste

Ältere M&R-Newsletter

Aus dem M&R-Archiv

Auf Ostfrontlinie gebracht
Nationalistische Parolen, Geschichtsklitterung, Hassexzesse, sogar Begeisterung für den totalen Krieg – einer wachsenden Zahl von Künstlern und Intellektuellen ist offenbar jedes Mittel recht, um sich der neuen Volksgemeinschaft gegen Russland anzudienen. weiterlesen

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Rudolstadtfestival 2023: Viva Cuba

Fotos von Katja Koschmieder und Jens Schulze weiterlesen

In eigener Sache

Wenn die Kraft fehlt
Weshalb der Verlag 8. Mai das Kulturmagazin Melodie & Rhythmus einstellt

Leider müssen wir heute eine schmerzliche Niederlage eingestehen: Das Magazin für Gegenkultur Melodie & Rhythmus (M&R) kann nicht weiter erscheinen. Das hat verschiedene Gründe, sie sind aber vor allem in unserer Schwäche und in der der Linken insgesamt zu sehen. weiterlesen

*****************

»Man hat sich im ›Grand Hotel Abgrund‹ eingerichtet«
Zum Niedergang des linken Kulturjournalismus – und was jetzt zu tun ist. Ein Gespräch mit Susann Witt-Stahl

Ausgerechnet vor einem heißen Herbst mit Antikriegs- und Sozialprotesten wird M&R auf Eis gelegt – ist das nicht ein besonders schlechter Zeitpunkt?
Ja, natürlich. … weiterlesen

logo-373x100

Facebookhttps://www.facebook.com/melodieundrhythmus20Twitter20rss

Jetzt abonnieren

flashback