»Sometimes It Snows in April«
Aufbäumen gegen das Unumgängliche
»Sometimes It Snows in April« ist eine betörend schöne Ballade aus dem 1986 erschienenen Album »Parade« von P rince. Obgleich das Album ein Eigenleben entwickelte, sollte nicht unerwähnt bleiben, dass es zu dem Soundtrack des Films »Under the Cherry Moon« gehörte, bei dem Prince Regie führte und als Darsteller auftrat. Er verkörperte den Hotelpianisten Christopher Tracy, dessen Tod in »Sometimes It Snows in April« Thema ist.
Musikalisch hält sich Prince in diesem Song an zugängliche Pop-Konventionen, die er aber gelegentlich durchbricht. So etwa, wenn er in der Zeile »I used 2 cry 4 Tracy because I wanted to see him again« überraschend von der Kehlstimme ins hohe Falsett übergeht. Oder wenn er in der zweiten Strophe bei »Unafraid of the death that left me hypnotized« beginnt, die Melodielinie soulig »schwarz« zu paraphrasieren. Besonders eindrücklich: die völlig unerwartete harmonische Verfremdung des bei der Zeile »Sometimes I wish life was never-ending« auf »wish« gesetzten Akkords. Dieser musikalische Wunsch-Einfall versetzt den Hörer für einen kleinen Moment in eine andere Sphäre, gleichsam in eine Parallel-Realität, ehe es konventionell weitergeht.
Moshe Zuckermann ist Kunsttheoretiker und lehrt an der Universität Tel Aviv (u. a. Kritische Theorie). Er hat diverse Bücher und Aufsätze über Kunstautonomie und zur Kulturindustriethese von Theodor W. Adorno veröffentlicht. Darunter »Kunst und Publikum. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner gesellschaftlichen Hintergehbarkeit«. In den 1970er-Jahren war er als Komponist und Arrangeur tätig. Foto: Arne List
Die komplette Analyse lesen Sie in der Melodie und Rhythmus 4/2016, erhältlich ab dem 1. Juli 2016 am Kiosk, im Bahnhofsbuchhandel oder im Abonnement. Die Ausgabe können Sie auch im M&R-Shop bestellen.